US-Wahl heute und vor 60 Jahren

US-Wahl heute und vor 60 Jahren

Vor 60 Jahren, am 10. November 1960, wird John Fitzgerald Kennedy nach einer der spannendsten Wahlschlachten in der Geschichte der USA zum 35. US-Präsidenten gewählt. Der Wahlausgang war denkbar knapp. Die Niederlage des Vizepräsidenten Richard M. Nixon wird erst am Nachmittag des auf die Wahl folgenden Tages offiziell. Hängen die Drohungen von Donald Trump in diesen Tagen damit zusammen?

Kennedy schlug Nixon mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,1% der Wählerstimmen. Das Wahlergebnis konnte erst am Tag nach der Wahl, am 11. November 1960, veröffentlicht werden. hängen die Drohungen von Präsident Trump mit dieser Erfahrung der Repubklikaner einer späten Niederlage vor 60 Jahren zusammen? Oder war damals Vieles ganz anders?

Einige Vergleiche zu den Wahlen von 1960 und 2020 sind zu lesen im Blog von Stephan Bleek auf stephanbleek.de

US-Wahl heute und vor 60 Jahren2020-11-03T15:36:52+01:00

Juri Gagarin – der erste Mann im All

Erster Orbit – Juri Gagarin

Am 12. April 1961 passiert eine Sternstunde in der Geschichte der Menschheit – der erste Raumflug eines Menschen. Kosmonaut Juri Gagarin startet um 9:00 vom Kosmodrom Baikonour und landet nach einer kompletten Erdumrundung in der Nähe von Engels an der Wolga. Mit diesem ersten Orbit hart das Zeitalter der bemannten Raumfahrt begonnen. Die Filmmaterialien stammen aus dem Moskauer Technikarchiv.

Die Vorbereitungen zum Flug begannen um 6 Uhr morgens. Nachdem die Wetterlage für den Flug günstig war, wurde Juri Gagarin für den Flug angekleidet.

Um 8:30 wird Gagarin mit einem Bus zum Startplatz in Baikonur gebracht. Dann besteigt er die Vostok Rakete. Im Tagebuch des verantwortlichen Flugleiters Kamanin heißt es:

„Der Bus mit den Astronauten sollte um 8.50 Uhr am Startplatz eintreffen. Alle Raumfahrer und Begleitpersonen bleiben im Bus, zum Aufzug sollte Gagarin Korolew, Rudnev, mich und Moskalenko begleiten.

Die geplante Reihenfolge war schwer einzuhalten. Als Juri und seine Kameraden aus dem Bus stiegen, fühlten sie sich ein wenig unsicher und begannen sich zu umarmen und zu küssen. Anstatt eine glückliche Reise zu wünschen, verabschiedeten sich einige und weinten sogar – wir mussten den Kosmonauten fast aus den Umarmungen der Eskorte befreien. Am Aufzug schüttelte ich Juri hart die Hand und sagte: „Wir sehen uns in ein paar Stunden in der Gegend von Kuibyschew.“

Einen guten Überblick über die dramatischen Ereignisse der Vorbereitung des Raumflugs verschafft das Tagebuch des russischen Generals Nikolai Kamanin, der Leiter sowjetischen Kosmonautenkorps war.

Tagebuchaufzeichnungen von Nikolai Kamanin

Die Wahl fällt auf Gagarin

5. April. 1961 Tjura-Tam (Baikonur)

(…) „Die ganze Zeit und jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, werde ich ständig von der gleichen Idee verfolgt – wen soll ich mit dem ersten Flug schicken, Gagarin oder Titow? Beide sind ausgezeichnete Kandidaten, aber in den letzten Tagen habe ich immer mehr Aussagen zugunsten Titovs gehört, und ich selbst habe ein wachsendes Vertrauen in ihn. Titov führt alle Übungen und Trainings klarer und präziser durch und sagt nie zusätzliche Worte. Doch Gagarin äußerte Zweifel an der Notwendigkeit einer automatischen Öffnung des Reservefallschirms, während er über den Landeplatz flog und den nackten, eisigen Boden beobachtete, sagte er mit einem Seufzer: „Ja, hier können Sie hart landen“. Während eines seiner Gespräche mit den Astronauten, als ich ihnen empfahl, sie aus dem Flugzeug zu werfen, war Gagarin eher zurückhaltend. Titanen haben einen stärkeren Charakter. Das Einzige, was mich davon abhält, mich für Titow zu entscheiden, ist die Notwendigkeit, für einen längeren Flug einen stärkeren Astronauten zu haben. Ein zweiter Sechzehn-Umlauf-Flug wird zweifelsohne schwieriger sein als ein erster Ein-Umlauf-Flug. Aber der erste Flug und der Name des ersten Kosmonauten werden von der Menschheit nie vergessen werden, und der zweite und alle folgenden Flüge werden ebenso leicht vergessen sein wie der nächste Rekord.

Also, wer wird es? Gagarin oder Titov? Ich habe noch ein paar Tage Zeit, um dieses Problem endlich zu lösen. Es ist schwer zu entscheiden, wen man in den richtigen Tod schickt, und ebenso schwer ist es zu entscheiden, wer von den Zweien oder Dreien würdig ist, weltberühmt zu werden und seinen Namen für immer in die Geschichte der Menschheit zu schreiben.“

6. April

(…) „Ich beobachtete Gagarin den ganzen Tag: Wir aßen zusammen zu Mittag und zu Abend und kehrten mit dem Bus zurück. Heute hält er sich gut – ich habe in seinem Verhalten kein einziges ungewöhnliches Auftreten bemerkt, das nicht zur Situation passt. Ruhe, Zuversicht und feste Kenntnisse sind seine Merkmale für diesen Tag.“

7. April

„(…) Glavkom berichtete, dass die Amerikaner für den 28. April einen bemannten Raumflug planen. Ich sagte ihm, dass sie keinen Mann vor uns hochschießen würden. Am 24. März hatten sie einen großen Misserfolg: die Kapsel „Mercury“ löste sich nicht vom Träger und versank im Meer.“

8. April

„Unter Rudnevs Vorsitz fand eine Sitzung der Wostok-3A-Staatskommission für den Start des Raumschiffs statt. (…) Die Kommission hörte meinen Bericht und den Bericht des Hauptmanns 1. Rang Milowskij über die Bereitschaft der Durchsuchungseinrichtungen, woraufhin nur noch Mitglieder der Kommission blieben und eine Reihe anderer Fragen in einer geschlossenen Sitzung erörterten. Die erste Frage: Wer wird fliegen? Im Namen der Luftwaffe schlug ich vor, Juri Alexejewitsch Gagarin als ersten Kandidaten für den Flug und Herman Stepanowitsch Titow als Reservekandidat in Betracht zu ziehen. Die Kommission stimmte meinem Vorschlag einstimmig zu.“

Große Erwartungen

10. April 1961

„Um 11 Uhr trafen sich die Wissenschaftler im Pavillon am Ufer des Syr Darya mit den Raumfahrern. In einer sehr einfachen, freundlichen Atmosphäre trafen Rudnev, Moskalenko und Koroljow mit Gagarin, Titov, Nelyubovich, Popovich, Nikolaev und Bykovsky zusammen. Das Treffen begann mit einer Rede von Koroljow. Er sagte: „Keine vier Jahre sind seit dem Start des ersten Erdsatelliten vergangen, und wir sind schon bereit für den ersten bemannten Raumflug. Sechs Astronauten sind hier anwesend, jeder von ihnen ist bereit für den ersten Flug. Es wurde beschlossen, dass Gagarin den ersten Flug machen wird, weitere werden ihm folgen – in diesem Jahr werden bereits etwa zehn „Wostok“-Schiffe vorbereitet. Nächstes Jahr werden wir ein zwei- oder dreisitziges Schiff „Norden“ (wurde später „Woschod“ „Sonnenaufgang“ genannt) haben. Ich denke, dass die hier anwesenden Kosmonauten unsere Bitte, sie „raufzubringen“ und in Weltraumumlaufbahnen zu bringen, nicht ablehnen werden. Wir sind sicher, dass der Flug sorgfältig und gründlich vorbereitet worden ist und erfolgreich verlaufen wird. Viel Erfolg Ihnen, Jurij Alexejewitsch!“

Die Rede von K. N. Rudnev: „Die Partei, die Regierung und Nikita Chruschtschow haben persönlich alle unsere Arbeiten zur Vorbereitung des ersten bemannten Raumflugs geleitet. Wissenschaftler, Designer, Ingenieure und Arbeiter haben hart gearbeitet, um das Raumschiff „Wostok“ zu schaffen. Heute ist dieses Raumschiff am Start, seine beiden Vorgänger im März haben zweimal unsere Bereitschaft demonstriert, einen Mann ins All zu schicken. Wir sind alle sicher, dass der Flug gut vorbereitet ist und erfolgreich abgeschlossen werden wird.“

Die Rede von Marschall Moskalenko: „Das Mutterland, die Arbeiten von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Konstrukteuren und Arbeitern gaben uns die Möglichkeit, alles für den ersten bemannten Raumflug der Welt vorzubereiten. Dies ist ein sehr großes Verdienst unseres geschätzten Chefdesigners Sergej Pawlowitsch Koroljow. Zusätzlich zu unserem Vertrauen in die Technologie haben wir volles Vertrauen in die Bereitschaft aller hier anwesenden Astronauten und vor allem in Ihre Bereitschaft, Jurij Alexejewitsch. Im Namen des Verteidigungsministers der Sowjetunion, Marschall Malinowskij, und in meinem eigenen Namen gratuliere ich Ihnen, Genosse Gagarin, zu der hohen und verantwortungsvollen Aufgabe des Vaterlandes. Fliege, lieber Jurij Alexejewitsch, und kehre in den Armen unseres ganzen Volkes in das sowjetische Land zurück“.

Ich und Oberst E. A. Karpow, der Chef des KVZ der Luftwaffe, sprachen im gleichen Sinne. Dann sprachen Gagarin, Titow und Nelyubow. Sie bedankten sich für das Vertrauen, äußerten große Zuversicht in den Erfolg des ersten Raumfluges und erinnerten an die Notwendigkeit, die nächsten, schwierigeren Flüge ins All vorzubereiten. Das Treffen war warm und herzlich. Die Marschälle, Generäle und der Chefkonstrukteur der Koroljows, die in ihrem Leben und ihrer Berufserfahrung weise waren wie ihre eigenen Söhne, ermutigten die Astronauten, die größte Leistung der Welt zu vollbringen.

Am Abend fand eine feierliche Sitzung der Staatskommission unter dem Vorsitz von Rudnev statt. In einer kurzen Einführungsrede gab der Vorsitzende den Zweck des Treffens bekannt und erteilte Koroljow das Wort. Sergej Pawlowitsch führte aus: „Das Schiff ist bereit, alle Geräte und Einrichtungen sind getestet und funktionieren einwandfrei, ich bitte die Kommission, den ersten Weltraumflug der Welt mit einem Kosmonautenpiloten an Bord zuzulassen“. Die Kommission hat einstimmig entschieden: „Genehmigung des Vorschlags Koroljows für die Produktion des weltweit ersten Raumfluges „Wostok“ mit einem Kosmonauten an Bord am 12. April 1961″. Dann wurde mir das Wort erteilt. Ich stellte offiziell die Kommission aller Kosmonauten – Gagarin, Titow, Nelyubow, Nikolajew, Bykowski, Popowitsch – vor und berichtete, dass sie alle die staatlichen Abschlussprüfungen sehr gut bestanden haben. Auf Befehl des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Chef-Luftmarschall Vershinin K. Zum ersten Mal in unserem Land wurde ihnen offiziell der Titel eines Kosmonautenpiloten der Luftwaffe verliehen. Jeder der sechs ist vollständig vorbereitet und bereit für den ersten Weltraumflug. Es ist schwierig, die erste der sechs hervorragenden zu nennen. Ich sagte, dass nach Angaben des Luftwaffenkommandos Gagarin als erster genehmigt werden kann und Titow die Reserve sein kann. Die Kommission billigte einstimmig Gagarin als ersten Pilot-Kosmonauten und den deutschen Stepanowitsch Titow als Reserve-Kosmonauten. Die Sitzung der Kommission wurde gefilmt, und alle Reden wurden auf Tonband aufgenommen. Das Treffen fand in der Halle des Versammlungsgebäudes am 2. Standort statt und wurde von über 70 Personen besucht.

Marschall Moskalenko hat sich in einem Einzelgespräch mit mir über seinen Stabschef, Generalleutnant Nikolsky, beschwert und deutlich gemacht, dass er die Möglichkeit prüft, mich in diese Position zu berufen. Ich bat ihn, mir Zeit zu geben, um über diesen Vorschlag nachzudenken.“

Vostok Rakete, Transport zur Startrampe
Juri Gagarin vor Raumflug

Die letzte Nacht vor dem Flug

11. April. 1961

„Um 5.00 Uhr morgens wurde die Rakete zum Startplatz gebracht. K.P. Feoktistov gab ab 10 Uhr Unterricht bei den Astronauten. Der voraussichtliche Flugplan sieht wie folgt aus (Moskauer Zeit): 09:07 – Start. 09:09 – Trennung der ersten Stufe des Trägers. 09:18 – Trennung des Schiffes vom Träger. 09:50 Uhr – Ausrichtung der Sonne. 10:15 – erste Mannschaft. 10:18 – zweite Mannschaft. 10:25 – dritte Mannschaft. 10:25:47 – Einbeziehung der TDU. 10:36 – Verbrennung der Antennen. 10:43:43 – Trennung der Kugel vom Instrumentenraum. 10:44:12 – Auswerfen des Astronauten aus dem Ball.

Agaltsov, ich, Babiychuk und Yazdovsky kamen um 10:00 Uhr am Start an. Rudnev und Koroljow waren zu diesem Zeitpunkt an der Spitze der Rakete und inspizierten das Schiff. Ich habe Agaltsov beim Start in das Notauswurfsystem eingeführt. Der gesamte Komplex der Inspektion der Rakete und des Schiffes beim Start verlief ohne Bemerkungen. Koroljow bat mich, zusammen mit Gusev die Kontrolle und Synthese aller Daten zu organisieren, die von der Tafel zur Erde über den Zustand des Astronauten kommen. Yazdovsky übertrug diese Arbeit Major Ushakov und Doktor Kotovskaya.

Um 13:00 Uhr traf Gagarin auf der Startrampe mit Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren der Bahnberechnung zusammen. Koroljow, Keldysch, Vertreter der Industrie waren anwesend. Ich stellte Oberleutnant Gagarin den Zuhörern vor. Jura hielt eine kurze, aber herzliche Rede und dankte den Anwesenden für ihre harte Arbeit bei der Vorbereitung des Starts des Schiffes.

Nach diesem Treffen gingen wir zum Haus des „Marschalls“ (wo Marschall Nedelin gewöhnlich übernachtete), wo Gagarin, Titow, E. Karpow, Doktor A. Nikitin und ich die Nacht vor dem Start verbringen sollten. Zusammen mit Juri probierte ich ein sehr herzhaftes, aber nicht besonders schmackhaftes Astronauten-Mittagessen in Tuben zu je 160 Gramm: die erste – Sauerampferbrei mit Fleisch, die zweite – Pastetenfleisch und die dritte – Schokoladensauce. Juri fühlt sich gut. Der Blutdruck liegt bei 115/60, der Puls bei 64, die Temperatur bei 36,8. Vor einer Stunde ließ er Sensoren ankleben, um physiologische Funktionen im Flug aufzuzeichnen. Dieser Eingriff dauerte 1 Stunde und 20 Minuten, beeinflusste aber seine Stimmung nicht. Er liebt russische Lieder sehr – das Tonbandgerät arbeitet kontinuierlich. Juri sitzt vor mir und sagt: „Morgen fliege ich, aber ich glaube immer noch nicht daran, dass ich fliegen werde, und ich bin überrascht über meine Ruhe“. Als ich ihn fragte: „Wann wussten Sie, dass Sie zuerst fliegen würden?“, antwortete er: „Ich dachte immer, meine Chancen zu fliegen seien gleich, und erst nachdem Sie Ihre Entscheidung bekannt gegeben hatten, glaubte ich an mein Glück, den ersten Flug ins All zu machen.

Wir haben einige Minuten damit verbracht, mit Juri den morgigen Zeitplan zu klären. Es dauert nur eineinhalb Stunden, um die Erde zu umfliegen, und ein Astronaut muss 2 Stunden vor dem Start in ein Schiff steigen und auf den Start des Fluges warten. Es ist notwendig, die Unvollkommenheit einer solchen Organisation der Startvorbereitung zuzugeben. Diese Angelegenheit hat mich, Koroljow und die Ärzte beschäftigt. Wir haben versucht, die Wartezeit des Astronauten für den Flug auf mindestens 1 Stunde und 30 Minuten zu reduzieren, aber es hat nicht geklappt. Es dauert nur mehr als eine Stunde, um die Luke zu schließen und die Installationsspezialisten und die Plattformen wegzubringen. Die Überprüfung von Raumanzug, Kommunikation und Ausrüstung dauert 20 Minuten. Wir alle wissen sehr wohl, dass das untätige Warten auf den Start für einen Astronauten eine sehr unangenehme Notwendigkeit ist, deshalb werde ich Juri am Funkgerät behalten und ihn über den Fortgang des Fluges informieren.

Um 21.30 Uhr kam die Koroljow herein, sagte gute Nacht und ging zu Bett. Juri und Herman gehen auch zu Bett, ich kann ihr Gespräch im Nebenzimmer hören. Die größte Leistung wird also morgen der erste bemannte Weltraumflug der Welt sein. Und dieses Kunststück wird von einem bescheidenen sowjetischen Mann in der Uniform eines Oberleutnants der Luftwaffe – Gagarin Juri Alexejewitsch – vollbracht werden. Jetzt sagt sein Name niemandem mehr etwas, und morgen wird er um die Welt fliegen, und er wird die Menschheit nie vergessen.“

Der Beginn der bemannten Raumfahrt

Juri Gagarin vor Raumflug
Juri Gagarin vor Raumflug
Vostok Rakete startet
Juri Gagarin nach Rückkehr zur Erde
12. April 1961, Mittwoch. Tjura-Tam, Startrampe Nummer 2.

„Um 4:50 Uhr Ortszeit standen ich, Karpow und Nikitin zusammen auf. Um 5.30 Uhr werden wir Juri und Herman anheben. Die Nacht verlief sehr gut, sie schliefen etwa um 22 Uhr ein. Es dämmert schon ein wenig, es ist mehr Verkehr auf der Straße. Wir sind von der zehnten Einsatzstelle angekommen, Karpov ging zu Fuß, um jung zu bleiben.

Um 6.00 Uhr fand eine Sitzung der Kommission statt. Es war überraschend einfach und kurz. Alle Berichte wurden auf einen Satz reduziert: „Keine Anmerkungen, alles ist fertig, keine Fragen, Sie können anfangen“. Nach dem Treffen unterzeichnete ich den Flugauftrag, ging zum MIK und sah mir die medizinische Untersuchung und das Anziehen der Anzüge an. Alles lief genau nach dem Zeitplan. Um 8 Uhr stieg ich auf die Spitze der Rakete und überprüfte zusammen mit dem leitenden Ingenieur des Schiffes den Code (145) der Logiksperre. Die Logiksperre funktionierte einwandfrei. Um 8.20 Uhr traf Marschall Moskalenko am Start ein. Wir einigten uns mit ihm auf den Befehl, Gagarin zum Raumschiff zu bringen. Der Bus mit den Astronauten sollte um 8.50 Uhr am Startplatz eintreffen. Alle Raumfahrer und Begleitpersonen bleiben im Bus, zum Aufzug sollte Gagarin Korolew, Rudnev, mich und Moskalenko begleiten.

Die geplante Reihenfolge war schwer einzuhalten. Als Juri und seine Kameraden aus dem Bus stiegen, fühlten sie sich ein wenig unsicher und begannen sich zu umarmen und zu küssen. Anstatt eine glückliche Reise zu wünschen, verabschiedeten sich einige und weinten sogar – wir mussten den Kosmonauten fast aus den Umarmungen der Eskorte befreien. Am Aufzug schüttelte ich Juri hart die Hand und sagte: „Wir sehen uns in ein paar Stunden in der Gegend von Kuibyschew.“

In 10 Minuten wurden der Raumanzug und die Kommunikation überprüft. An der Kontrolle I hielten Popowitsch und Korolew die Kommunikation mit dem Vorstand. Während der gesamten Vorbereitungszeit für den Start gab es nur eine kleine Panne beim Schließen der Luke N1. Die Luke war geschlossen, musste aber mangels Kontakt wieder geöffnet und ein kleiner Fehler behoben werden. Der gesamte Funkverkehr wurde auf einem Tonbandgerät aufgezeichnet. Die Verständigung war ausgezeichnet, Gagarins Antworten waren kurz, klar und leserlich. Der Gesundheitszustand des Astronauten war, nach seinen Berichten, seiner Stimme und Telemetrie zu urteilen, gut. Wenige Sekunden vor dem Start sagte Korolew – „Start“, Juri: „Los geht’s!

Der Start ist gut gelaufen. Die Überbelastungen der Startphase hatten keinen merklichen Einfluss auf die Stimme des Astronauten. Die Funkverbindung war gut. Der Astronaut fühlte sich gut. In der 150. Sekunde des Fluges, nach dem Abwurf der Verkleidung, berichtete Jura: „Licht, ich sehe die Erde, Wolken, große Sicht“. Nach einigen Sekunden meldete er die Trennung der ersten Stufe des Trägers. Dreizehn Minuten nach dem Start wussten wir bereits, dass der weltweit erste Flug des Menschen in der Erdumlaufbahn begonnen hatte. In diesem Moment hatte die Verbindung vom Start zu Kolpaschewo mehrere unangenehme Sekunden: Der Astronaut konnte uns nicht hören, und wir konnten ihn nicht hören. Ich weiß nicht, wie ich in diesem Moment aussah, aber Koroljow, der neben mir stand, war sehr beunruhigt: Als er das Mikrofon nahm, zitterten seine Hände, seine Stimme zerbrach, sein Gesicht war verzerrt und bis zur Unkenntlichkeit verändert. Alle seufzten erleichtert auf, als Kolpaschewo und Moskau berichteten, dass sie wieder Kontakt mit dem Astronauten aufgenommen hatten und dass das Schiff in die Umlaufbahn eingetreten war.

20 Minuten nach dem Start begab ich mich mit einer Gruppe von Kameraden zum Flugplatz. Das Flugzeug AN-12 ging in die Luft und flog in Richtung Stalingrad (der geschätzte Landepunkt für diese Umlaufbahn lag 110 Kilometer südlich von Stalingrad). Bereits in der Luft hörten wir die Nachricht der TASS über die sichere Landung des Astronauten in der Nähe von Saratow, und wenige Minuten später erfuhren wir von der CP Air Force: „Alles in Ordnung, Major Gagarin fliegt nach Kuibyschew. Nach dieser freudigen Botschaft begannen sich alle (wir waren zehn im Flugzeug) zu küssen und zu tanzen, und Wassili Parin holte die geschätzte Flasche Cognac heraus. Ich riet ihm, es zu trinken, wenn er sich mit Juri trifft…

Auf dem Werksflugplatz in Kuibyschew wurden wir von Oberst Tschetschiyants vom Generalstab der Luftwaffe empfangen und berichteten über die Situation: „Gagarin ist 23 Kilometer von Saratow entfernt sicher gelandet, und wenige Minuten später rief er Moskau an. Später, bereits von Engels aus, sprachen sie zusammen mit Agaltsov mit Chruschtschow, Breschnew, Vershinininin und anderen Führern über Funk. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge auf dem Flugplatz versammelt. Es trafen ein: Sekretär des Kuibyschew-Regionalkomitees der KPdSU, Vorsitzender des regionalen Exekutivausschusses, Kommandant der Luftwaffe des Distrikts und andere Führungspersönlichkeiten. Die Ankunft der Vorgesetzten erhöhte den Zustrom von Arbeitern aus dem Werk auf den Flugplatz. Wir mussten dem Kommandanten des Flugzeugs IL-14, mit dem Gagarin und Agaltsov ankamen, befehlen, einen möglichst langen Stopp einzulegen. Bevor wir Zeit hatten, zum Flugzeug hinaufzufahren, bildete sich auch hier eine große Menschenmenge. Die Flugzeugtür öffnete sich, und Juri kam als Erster herunter – er trug einen Winterflughelm und einen blauen Anzug. Die ganzen neun Stunden, die von dem Moment an, als er in einem Raumschiff landete, bis zu diesem Treffen auf dem Flugplatz Kuibyschew vergingen, war ich besorgt und beunruhigt um ihn, als wäre er mein eigener Sohn. Wir haben uns kräftig umarmt und geküsst. Die Kameras klickten von allen Seiten, die Menschenmenge wuchs. Es bestand die Gefahr eines großen Ansturms, und obwohl Juri lächelte, sah er sehr müde aus. Es war notwendig, mit dem Umarmen und Küssen aufzuhören. Ich bat Agaltsov und Juri, ins Auto zu steigen und sofort zur Datscha zu fahren. Drei Stunden später flogen Rudnev, Koroljow, Keldysch und andere Mitglieder der Kommission aus Tura-Tam ein.“

Das Sommerhaus lag am Hochufer der Wolga, vom Balkon des dritten Stockwerks hatte man einen schönen Blick auf den Fluss. Um 22.00 Uhr versammelten sich alle am Tisch. Sechs Astronauten, Mitglieder der Staatskommission und Leiter der Region waren anwesend. Rudnev, Gagarin, Koroljow, Mrysev, Mrykin brachten Trinksprüche aus, tranken aber sehr wenig – man hatte den Eindruck, dass alle sehr müde waren. Um elf Uhr trennten sie sich in den Schlafzimmern. So endete dieser ängstliche, freudige, siegreiche Tag. Der Tag des 12. April 1961 wird von der Menschheit nie vergessen werden, und Gagarins Name wird für immer in die Geschichte eingehen und einer der berühmtesten sein.

13. April. Kuibyschew.

„Von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr sprach Jura in Anwesenheit von Mitgliedern der Staatskommission und Vertretern der Industrie über den Flug und beantwortete zahlreiche Fragen (das Gespräch wurde auf Tonband aufgezeichnet und eingemauert). Wir wurden von Telefonanrufen und Korrespondenten gequält, die sich in die Datscha schlichen. Sie sind bereit zu filmen, zu fotografieren und endlose Fragen zu stellen. Sie schafften es nur, ein wenig herumzulaufen und Billard zu spielen. Am Nachmittag begann Juri mit den Vorbereitungen für das Treffen in Moskau. Er meisterte den Bericht an Chruschtschow in einer halben Stunde, aber zunächst war er in übermäßiger Eile. Zwei oder drei Schulungssitzungen beseitigten dieses Manko. Auch der Auftritt auf dem Roten Platz wurde ziemlich schnell vorbereitet. Ich wusste bereits aus den Reden von Juri vor dem Flug, dass er das Zeug zu einem guten Redner hat. Am Abend rief Breschnew zweimal und Vershyninin mehrmals an. Beide waren besorgt über das morgige Wetter (die Vorhersage war schlecht) und die Reihenfolge des Aussteigens auf dem Flugplatz Wnukowski. Es wurde mit Breschnew vereinbart, dass Gagarin als Erster aus dem Flugzeug aussteigen, den Weg zur Regierungstribüne hinuntergehen und Chruschtschow Bericht erstatten würde, während wir Gagarin folgen und am Fuße der Tribüne Halt machen würden. Vor dem Schlafengehen hat Juri seine neue Uniform und seinen neuen Mantel anprobiert. Ich hatte zwei Mal Chruschtschow dargestellt, und er kam mit dem Bericht zu mir.“

14. April Kuibyschew-Moskau.

„Ich stand vor sechs Uhr auf und setzte mich sofort mit Moskau in Verbindung. Wie üblich irrten sich die Meteorologen – das Wetter in Moskau für unsere Ankunft (13:00 Uhr) sollte gut sein. Um 10.40 Uhr Moskauer Zeit flogen wir mit dem Flugzeug IL-18 nach Moskau. An Bord – Jura, Agaltsov, Rytov, Yazdovsky, ich und mehrere Korrespondenten und Kameraleute. Sieben MIG Kampfflugzeuge treffen uns 50 Kilometer von Moskau entfernt und bilden eine Ehreneskorte: zwei Kampfflugzeuge rechts, zwei links und drei oben. Juri sendet den Piloten über Funk: „Freunde der Kampfflieger – heißes Hallo. Juri Gagarin“. Die Piloten danken Ihnen für die Begrüßung. Wir fliegen über den Flugplatz Wnukowo, entlang des Leninskij Prospektes, über den Roten Platz und fliegen weiter entlang der Gorki-Straße. Auf dem Flughafen, auf den Straßen und Plätzen Moskaus – überall Menschenmassen. Genau um 13:00 Uhr stellt das Flugzeug 100 Meter vor dem Podium die Motoren ab, die Tür öffnet sich und Juri geht hinaus, um seinen großen und verdienten Ruhm zu empfangen …“

Gagarin tourt durch die Welt

Raumflug Juri Gagarin. Kosmosbegeisterung Moskau 1961
21. April

„Am 18. April begab sich Juri zur 5- bis 6-tägigen Nachuntersuchung in das Zentrale Luftkrankenhaus in Sokolniki. Am Abend desselben Tages hielt ich eine Rede vor der CDCA. Am nächsten Tag besuchte ich Juri, stellte ihm Denissow und Borzenko aus der Prawda vor. Sie werden Gagarins Buch vorbereiten, und ich werde es herausgeben. Am 20. und 21. April verbrachte ich viel Zeit mit den Vorbereitungen der Ordensverleihung an Juri. Insgesamt wurden mehr als 500 Personen von der Luftwaffe vorgeschlagen, von denen nur 200 ausgewählt wurden. Viele sind unzufrieden und beleidigt, am meisten beleidigt sind diejenigen, die in der Raumfahrt fast nichts getan haben. Neulich versammelte der Zentralausschuss die Redakteure von Zeitungen und Zeitschriften und warnte sie davor, ohne mein Einverständnis Artikel oder Fotos zu Weltraumthemen zu drucken. Im Zusammenhang mit dieser Entscheidung war ich fassungslos über die ständigen Anrufe der Herausgeber und wurde mit Bitten um Überprüfung von Materialien bombardiert.“

Mai-September 1961

„Vom 27. April bis 7. August war er mit Gagarin in der Tschechoslowakei, Finnland, England, Island, Kuba, Brasilien, Kanada und Ungarn. Im Juli hielt er sich in Paris zu einem Treffen der FAI auf, bei dem die Aufzeichnungen Gagarins und Shepherds geprüft wurden. Es gibt eine Menge Eindrücke und Materialien von den Reisen, aber keine Zeit, sie zu verarbeiten…“

25. Dezember 1961

„Vorgestern wurde mir mitgeteilt, dass das Präsidium des Zentralausschusses der KPdSU unseren Vorschlag, 60 neue Astronauten, darunter 5 Frauen, einzustellen, voll und ganz gebilligt hat. Dies ist mein großer persönlicher Sieg. Ich brauchte über sechs Monate, um Koroljow, Keldysch, Vershinin, Malinovsky und viele andere von der Notwendigkeit zu überzeugen, weibliche Kosmonauten zu rekrutieren. Ich werde mein Bestes tun, um in der zweiten Hälfte des Jahres 1962 eine sowjetische Frau in eine Erdumlaufbahn zu bringen.“

Diese Bemerkung ist der erste Hinweis auf den Flug einer Frau in den Weltraum. 18 Monate später wird Valentina Tereschkowa als erste Frau in die Fußstapfen von Juri Gagarin treten.

Juri Gagarin – der erste Mann im All2020-10-20T19:06:28+02:00

Valentina Tereschkowa – erste Frau im All 1963

Die erste Frau im All

Am 16. Juni 1963 informiert die Sowjetunion über den erfolgreichen Flug einer Frau ins All. Die Weltraumpionierin löst Begeisterung aus.Der Flug der russischen Weltraumpionierin löste weltweit bei vielen Frauen und Frauenorganisationen Begeisterung aus. Doch nicht alles ging glatt.

Am 16. Juni 1963 bereitet sich Valentina Tereshkova auf ihren Raumflug vor, der am gleichen Tag starten wird. Die Kosmonautin Valentina Tereschkowa war Textilarbeiterin. Und passionierte Fallschirmspringerin, weshalb sie in die enge Auswahl für einen Weltraumflug gekommen ist. Die Kosmonautin hatte sich bei einer öffentlichen Ausschreibung für die Aufgabe beworben. Der Filmausschnitt zeigt sie bei der Startvorbereitung, als sie den schweren Raumanzug angezogen bekommt.

Vor dem Start

Mit der Raumflugmission im Juni 1963 planen Sergej Koroljow, der Leiter des sowjetischen Weltraumprogramms, und sein Team etwas Besonderes. Gleich zwei Raumschiffe sollen gestartet werden und bis auf Sichtkontakt nebeneinander manövriert werden. Und ein weiterer neuer „Space First“ Erfolg soll mit dem Flug der ersten Kosmonautin gelingen. Am 14. Juni 1963 war bereits Walerij Bykowski mit Wostok 5 ins All gestartet. Der Filmausschnitt zeigt – zwei Tage später – die letzten Minuten vor dem Start von Valentina Tereschkowa. Die Kosmonautin kommt an der Startrampe der Vostok Rakete an und klettert zum Raumschiff hinauf.

Nikolai Kamanin war General der Luftwaffe und Chef der Raumfahrtkommission, die für die bemannten Weltraumflüge der Sowjetunion verantwortlich war. Sein Tagebuch ist eine einzigartige Quelle, die über dien Verlauf des Fluges Auskunft gibt.

Valentina Tereschkowa vor ihrem Flug

Aus dem Tagebuch des Generals der sowjetischen Luftwaffe Nikolai Kamanin

4. Juni:

Zunächst berichtete Sergei Koroljow über die Startbereitschaft der Trägerraketen und der Raumschiffe. Dann hielt ich die folgende Rede. „Genosse Vorsitzender! Genossen Mitglieder der Staatskommission! (…) Im Namen des Luftwaffenkommandos schlage ich vor, zu ernennen: Kommandant des Schiffes „Wostok-5“ – Major Bykovsky, seinen Stellvertreter – Major Volynov, Kommandant des Schiffes „Wostok-6″ – Unterleutnantin Tereshkova, ihre Stellvertreter – Solovyova und Ponomareva.“
Die Kommission hat meinen Vorschlag einstimmig angenommen. Dann sprachen Bykowsky und Tereschkowa. (…) In wenigen Tagen werden ihre Namen auf der ganzen Welt bekannt werden und in die Geschichte der Weltraumforschung eingehen. Bykowskij und Tereschkowa sind, vor allem die letzte, dieses großen Ruhmes würdig.“ (…)

16. Juni:

„Tag des ersten Starts einer Frau in den Weltraum. Es ist 4:00 Uhr morgens, es ist Morgendämmerung, ein Vogelkonzert beginnt vor dem offenen Fenster. Vor einer Stunde rief Sergei Koroljow an, er fragte nach den Flugdaten und fragte mich dann, wann ich Schichtwechsel habe und ob ich am Start arbeiten kann. Ich beruhigte ihn, indem ich sagte, dass ich spätestens um 11:00 Uhr bei der Rakete sein würde…

Nach Kerimovs Schicht im Kontrollraum ging ich nachsehen, wie die Anzüge an Tereschkowa und Solovyova angelegt wurden. Beide verhielten sich ausgezeichnet, es gab keine Bemerkungen über die medizinische Untersuchung und die Anzüge. Gagarin, Titow, Nikolajew, Koroljow, Tjulin, Rudenko und andere verabschiedeten sich herzlich von Tereschkowa und wünschten ihr eine gute Reise. Genau um 12:15 Uhr brachte der Bus Tereschkowa zum Start. Sie gab einen kurzen und klaren Bericht: „Genosse Vorsitzender der Staatskommission, Kosmonautin Tereschkowa ist flugbereit“. Sie erhielt Blumen, die sie sofort Koroljow weiterreichte. Die Treppe zum Aufzug kletterte Valja ziemlich angestrengt hinauf und als sie in das Raumschiff stieg betrug ihr Puls 140 Schläge pro Minute. Start.

Nach 10-15 Minuten baute sie eine Funkverbindung zur Kontrolle auf und berichtete über den Fortschritt der Ausrüstungsinspektion. Zu Beginn standen Gagarin, Nikolajew, Koroljow und ich mit ihr in Verbindung. (…) Wie am 12. April 1961 war der Flug gut vorbereitet und startete perfekt am 16. Juni 1963. Alle diejenigen, die Tereschkowa während der Vorbereitung des Starts und beim Aufsteigen des Raumschiffs in den Orbit sahen und ihren Berichten im Radio zuhörten, erklärten einstimmig: „Sie hat den Start besser geleitet als Popowitsch und Nikolajew“. Ja, ich bin sehr froh, dass ich mich bei der Wahl der ersten weiblichen Kosmonautin nicht geirrt habe.

Jetzt sprechen und schreiben Radio und Zeitungen auf der ganzen Welt über Tereschkowa Die Welt sollte wieder einmal unserem Volk, unserer sowjetischen Frau, Tribut zollen. Tereschkowa hat eine Funkverbindung mit Bykowskij hergestellt, sie hatte ein Telefonat mit Chruschtschow und berichtete sehr intelligent über den Flug. Wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns, um das Bykowskij- und Tereschkowa-Flugprogramm erfolgreich abzuschließen und sie sicher zu landen. Es wird noch viel zu befürchten geben, aber unabhängig von den Ergebnissen der Landung sind der Start und der Flug bereits der Beginn eines großen Erfolgs.“

Valentina Tereschkowa bei Gymnastik vor ihrem Raumflug
Valentina Tereschkowa
Valentina Tereschkowa im Vostok 6 Raumschiff
17. Juni:

„Tereschkowa hatte zwei Kommunikationssitzungen. Ihr Gesundheitszustand ist ausgezeichnet, die Parameter der Kabine sind normal, sie beabsichtigt, das Flugprogramm in vollem Umfang durchzuführen. Korrespondent Peskow informierte Tereschkowa, dass er gerade mit ihrer Mutter telefoniert habe, die Mutter sei stolz auf ihre Tochter und warte darauf, sie auf der Erde zu treffen. Valentina sagte: „In Gedanken küsse ich meine Mutter, die mir am meisten am Herzen liegt. Ich richte meine Grüße an alle Leser der „Komsomolskaja Prawda“.

18. Juni

„Ich sprach mehrere Male mit Tereschkowa. Es scheint, dass sie müde ist, will es aber nicht zugeben. In der letzten Kommunikationssitzung antwortete sie nicht auf die Anrufe des Leningrader IP. Wir schalteten die Fernsehkamera ein und sahen, dass sie schlief. Wir mussten sie aufwecken und mit ihr über die bevorstehende Landung und die manuelle Orientierung sprechen. Sie versuchte zweimal, das Schiff zu orientieren, und gab ehrlich zu, dass sie sich nicht gut orientieren konnte. Diese Tatsache beunruhigt uns alle sehr: Wenn wir manuell landen müssen und sie das Schiff nicht ausrichten kann, wird es die Umlaufbahn nicht verlassen. Zu unseren Zweifeln sagte sie: „Keine Sorge, ich werde es morgen früh hinbekommen. Ihre Kommunikation ist ausgezeichnet, sie ist klug, und sie hat bisher noch keinen einzigen Fehler gemacht. Sie wird über Nacht ruhen, und die automatische Landung sollte gut verlaufen. Wir wiesen Gagarin, Titow, Nikolajew und Raushenbach an, sie darin zu schulen, in der 45. Erdumkreisung das Schiff in der Landeoption (rückwärts) auszurichten. Die Jungs bereiteten einen Verhaltensplan mit ihr vor, einigten sich mit Spezialisten auf alle Empfehlungen und werden versuchen, ihr zu helfen.“

Fernsehfunkbild Valentina Tereschkova im Raumschiff
Valentina Tereschkowa nach der Landung
19. Juni

„Um 9 Uhr 39 Minuten 40 Sekunden erhielt die Besatzung den Befehl, den automatischen Landezyklus des Schiffes „Wostok-6“ zu aktivieren. Nach einigen Sekunden erfuhren wir, dass der Befehl ausgeführt wurde. Von diesem Moment an stieg die nervliche Anspannung aller Anwesenden im Kontrollraum dramatisch an. Die Tereschkowa berichtete nicht über das Einschalten der Sonnenausrichtung, es gab keine Informationen über die Arbeit der TDU und die Trennung der Raumschiffsmodule. Dies waren die alarmierendsten Minuten: Wir hatten keine Daten über den Zustand von Wostok-6. Es stimmt, vom Raumschiff wurden wir über den Durchgang aller Steuerungskommandos an Bord des Schiffes automatisch informiert, aber wir erfuhren erst mit erheblicher Verzögerung davon, und darüber hinaus waren wir sehr gespannt auf die Berichte Tereshkova, und sie schwieg. Wenige Minuten nach der geschätzten Öffnungszeit entdeckten die Hauptfallschirmpeiler das Schiff und gaben die ersten Koordinaten seiner Landung an: „Wostok-6“ befand sich genau in der Umlaufbahn der 49. Umkreisung, aber mit einer signifikanten Flugabweichung. 8…) Beide Schiffe sind zwei Grad nördlich des errechneten Punktes gelandet. Die Bahnberechner erklären diesen Fehler mit einem doppelten Befehl zum Abstieg, aber ich finde diese Erklärung völlig unbefriedigend. Es gab viele Ausfälle und Fehler in den Kommunikations- und Suchdiensten. Wir erhielten erst einige Stunden nach der Landung Berichte über das Wohlergehen der Astronauten. Tereschkowas Landungsort wurde von der Bodenkommunikation gemeldet, und Bykowskys wurde vom Kommandeur des Fliegerregiments gemeldet, der über den Landeplatz flog und das Raumschiff, die Menschenmenge, Autos und den Astronauten sah.

Nachdem wir zuverlässige Daten über das Wohlergehen der Astronauten erhalten hatten, berichtete Koroljow telefonisch über ihre sichere Landung an Chruschtschow, Breschnew, Ustinow und Smirnow.“

20. Juni. Kuibyschew.

„Um 11.30 Uhr landeten alle Flugzeuge auf dem Werksflugplatz. Bykowsky und Tereschkowa berichteten Tjulin über den Abschluss des Fluges. Die Führer der Region wollten Bykowskij und Tereschkowa der Menge zeigen. Gemeinsam mit den Astronauten gingen sie die Absperrung entlang, hinter der die Menschen standen. Dieser Versuch war erfolglos. Die Menschen eilten zu den Astronauten, es gab ein schreckliches Gedränge, in dem sich viele sehr verstrickt haben. Auch auf den Straßen der Stadt waren Menschenmassen unterwegs, die alle die Helden des Weltraums sehen wollten. Viele sagten mit großem Unmut: „Warum versteckt ihr sie vor dem Volk?“

Start von Vostok 6
Kontrollzentrum Vostok Raumflug
Fernsehfunkbild Valentina Tereschkova im Raumschiff
Bildschirm im Kontrollzentrum Vostok Raumflug
20. Juni. Kuibyschew.

Bericht von Valentina Tereshkova – wiedergegeben von Kamanin (mit Kürzungen – Hrsg.).

„Der Start von „Wostok-6“ verlief großartig. Die Kommunikation war gut, habe alle Teams gehört. Die Überbelastung (der Schwere) war schwach, unter fünf. Durch den „Gaffer“ und das Seitenfenster sah ich die Erde. Aus dem rechten Fenster sah man die dritte Stufe. Es gab keine unangenehmen Empfindungen beim Übergang in die Schwerelosigkeit. Ich habe an dem Programm gearbeitet. Die Verbindung zu „Falke“ (=Bykowski in Vostok 5) wurde im Schatten der Erde hergestellt. Ich sah einen Stern, der dreimal heller war als Vega, den ich als „Vostok 5″ bezeichnete. Ich hörte ein Klatschen wie einen Schlag in eine leere Dose, als ich die Orientierungsfunktion einschaltete. Die erste Ausrichtung hat nicht funktioniert. Ich wurde gewarnt, dass in der 38. Runde die „20.“ (Rufzeichen S.P. Koroljow – Hrsg.) mit mir über manuelle Ausrichtung sprechen würde. Bei der 45. Umrundung richtete ich das Schiff in 20 Minuten auf die Landung aus. Ich denke, das Orientierungssystem hat nicht versagt. Die Arbeit mit den Geräten ist schwierig: Ich habe den Globus und andere Geräte nicht erreicht. Ich musste mich teilweise aus dem Federungssystem aushängen.

Ich habe Städte, Wolken und den Mond gefilmt. Es war sehr schwierig zu filmen und zu dokumentieren, was ich aufgenommen habe. Ich habe keine biologischen Experimente durchgeführt – ich konnte die Objekte nicht erreichen. Die Dosimeter waren auf Null. Die Tücher sind nicht hygienisch und sie sind sehr klein. Man muss etwas zum Zähneputzen haben. Ich habe Beobachtungen mit Lichtfiltern gemacht. Da ist ein leuchtendes Band am Horizont. Es gab Gewitter über Südamerika. Nachts sind die Städte leicht zu erkennen. Der Mondschein auf der Erde und in den Wolken ist sehr schön. Konstellationen sind schwer zu erkennen. Die Sonnenkorona wurde nicht beobachtet.

In den ersten 24 Stunden konnte ich den Raumanzug nicht spüren. Am zweiten Tag hatte ich schmerzende Schmerzen am rechten Schienbein, und am dritten Tag war es schon beunruhigend. Der Helm bewegte sich und drückte auf meine Schulter. Der Helm drückte auf das linke Ohr. Gürtelsensoren haben mich nicht gestört. Ich hatte Juckreiz und Schmerzen unter dem Sensor an meinem Kopf. Die Klimaanlage funktionierte die ganze Zeit einwandfrei. Beim Start betrug die Temperatur im Cockpit 30 Grad, am Ende des ersten Flugtages – 23 Grad, und zu Beginn des zweiten Tages fiel sie auf 12 Grad und blieb dann auf diesem Niveau.

Die Funkverbindung funktionierte gut. Es gab Interferenzen, als das UKW eingeschaltet wurde. Die beste Kommunikation fand in der zweiten Hälfte der Kommunikationszone statt. Am Äquator gab es eine Menge Interferenzen. Die Stationen „Frühling 1“ und „Frühling 4“ sind im äußersten Süden gut zu hören. Am ersten Tag des Fluges war die Kommunikation mit „Falke“ ausgezeichnet, in der ersten Hälfte des zweiten Tages – zufriedenstellend, und dann gab es keine Kommunikation mit ihm, aber ich hörte Übertragungen von der Erde. Es war sehr gut zu wissen, dass die „Falke“ in der Nähe flog. Am zweiten Tag hatte ich einmal eine Verbindung mit „Spring-12“ (dem Funkverbindungsschiff). Die Kabinenbeleuchtung ist gut. Als ich die Korrekturbefehle ausgab, waren die Zahlen durcheinander.

Die Schwerelosigkeit verursachte keine unangenehmen Gefühle. Die Hände schwimmen, und Sie wollen sie unter dem Aufhängungssystem verstecken. Während des körperlichen Trainings wollte ich mich auf meinem Sessel ausruhen. Das Brot ist sehr trocken, ich habe es nicht gegessen, ich wollte Schwarzbrot, Kartoffeln und Zwiebeln. Das Wasser ist kalt und angenehm. Ich mochte die Säfte und Koteletts. Ich habe mich einmal übergeben, aber das lag am Essen, nicht an der Schwindelerkrankung. Es ist einfacher, das ACS (Anti-Konzidenz-System ACS für Spektrometer Instrumente) im Weltraum einzusetzen als auf der Erde. Die psychologischen Muster unterschieden sich nicht von denen auf der Erde. Ich nahm zwei Messungen mit dem Photometer vor. Beide Stifte zerbrachen, es gibt also keine Aufzeichnungen.

Ich traf alle Vorbereitungen für den Abstieg und meldete mich als bereit. Selbst im Erdschatten schaltete sich die Sonnenausrichtung ein. Ich konnte das TDU Triebwerk nicht hören. Ich habe wegen der Anweisungen telegrafiert. Mein Rücken flog zur Erde. Die Bereiche der Kapsel wurden durch einen Ruck getrennt. Zuerst blieb das Raumschiff ruhig, dann gab es Ausschläge. Es gab nicht mehr als acht Überlastungen. Als das Schiff in der Lufthülle der Erde war, flog das gefrorene Material am Bullauge vorbei. Es gab viel Rauch und Poltern im Cockpit, nachdem es losgelöst wurde. Der Schleudersitz kommt sehr leicht aus dem Raumschiff heraus und trennt sich schnell. Nachdem ich den Fallschirm geöffnet hatte, sah ich das Raumschiff unter mir. Das Raumschiff, der Schleudersitz und ich landeten in der Nähe. Es ist notwendig, die Fallschirmspitze zu kontrollieren, weil ich auf dem Rücken gelandet bin. Menschen kamen angerannt und fingen an, mir zu helfen. 400 Meter von mir entfernt lag das Raumschiff. Eine Stunde später kam ein Flugzeug an und zwei Fallschirmspringer sprangen ab. Drei Stunden später berichtete ich Chruschtschow telefonisch über den erfolgreichen Abschluss des Fluges.“

21. Juni. Kuibyschew.

(…) Valya und Valery haben sich gut ausgeruht, aber Tereshkovas Gesichtsausdruck ist immer noch nicht frisch genug – anscheinend hinterlassen alle Erfahrungen der vergangenen Woche sowohl im Weltraum als auch auf der Erde noch immer ihre Spuren. Der Bluterguss an Valya’s Nase ist noch gut sichtbar, aber sie klagt nicht mehr über Schmerzen.

Von 15.00 bis 16.00 Uhr hielt ich im Namen des Vorsitzenden der Staatskommission die erste Pressekonferenz von Bykowsky und Tereschkowa ab, an der mehr als 60 Korrespondenten teilnahmen. Wir haben die Antworten auf die Fragen im Vorfeld mit Valya und Valery durchdacht. Valya hielt sich gut, und Valery war merklich besorgt. Sie wiesen keine groben Fehler auf, aber die einmalige Komplexität und Unvollständigkeit der Antworten war auffällig. Die Korrespondenten interessierten sich jedoch nicht so sehr für den Inhalt der Antworten, sondern vielmehr für die Tatsache, mit den Astronauten zu sprechen. Ich bin sicher, dass Tereshkova in 2-3 Monaten auf jeder internationalen Pressekonferenz hervorragend sein wird.

Valentina Tereschkowa und Waleri Bykowski
Breschnew zeichnet Valentina Tereschkowa in Moskau aus
22. Juni. Moskau

Aufwachen um 5:00 Uhr morgens. Valery und Valya schlafen noch tief und fest. Heute werden sie einen harten Tag haben: um 7.00 Uhr – Aufstieg, um 9.30 Uhr – Treffen mit den Führern der Region, um 10.30 Uhr – Abflug zum Flugplatz, um 15.00 Uhr – Treffen in Wnukowo und Bericht Chruschtschow, um 16.00 Uhr – Kundgebung auf dem Roten Platz, um 18.00 Uhr – Empfang im Kreml, Preisverleihung, Glückwünsche usw.

Tereschkowa und Gagarin in New York
26.Juni

„Im Text von (Weltraummediziner) Dr. Vladimir Yazdovskys Rede lehnten alle einstimmig die Behauptungen über Tereschkowa’s schlechte Gesundheit im Weltraum, ihre großen emotionalen Gefühle, ihre Müdigkeit und ihre stark verminderte Arbeitsfähigkeit ab. Schon vor der Diskussion warnte ich Yazdovsky vor seiner beträchtlichen Übertreibung der Schwierigkeiten, die Tereschkowa im Weltraum erlebt hatte. Yazdovsky versuchte, seine Meinung zu verteidigen. Ich musste das Wort ergreifen und ihn daran erinnern, dass Tereschkowa einen Auftrag für einen Flugtag hatte; niemand hätte die Fortsetzung des Fluges für den zweiten und dritten Tag ohne ihre Zustimmung unterstützt. Es besteht kein Zweifel, dass Tereschkowa eine gewisse Müdigkeit verspürte, besonders am Ende des ersten und zweiten Tages des Fluges war ihr ein wenig übel, aber sie fand die Kraft, den Flug fortzusetzen und tat das Maximum von dem, was geplant war.“

Presseschlagzeile zu Raumflug von Valentina Tereschkowa
Kosmosbegeisterung bei Vostok Raumflug von Valentina Tereschkowa

Die von Kamanin berichteten Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Arzt Dr. Yazdovsky sind bis heute Gegenstand von Spekulationen. Offenbar hat Yazdovskys Interpretation der gesundheitlichen Probleme von Valentina Tereschkowa dazu geführt, dass die russischen Weltraummediziner zur Meinung gelangten, Frauen seien für Weltraumflüge weniger tauglich als Männer.

Probleme, wie die für Frauen schwer oder gar nicht erreichbaren Instrumente, von denen Valentina Tereschkowa berichtet, liegen an der Konstruktion der Innenmaße des Raumschiffs, nicht an ihr als Frau. Einfacher als Konstuktionsfehler zuzugeben ist es natürlich, die Kosmonautin als Bauernopfer zu benutzen. Dies zog Koroljow in der Auseinandersetzung vor. Er ließ nicht nur Tereschkowa fallen, sondern überließ die Leitung von weiteren Wostok-Missionen anderen Mitarbeitern, um sich ganz auf das „Sojus“-Programm und das „Luna“-Mondmissionsprogramm zu konzentrieren.

Die Bedeutung des ersten Fluges einer Frau ins Weltall ist weniger im konkreten wissenschaftlichen Ertrag zu bewerten, als in der gesellschaftlichen Folgewirkung. Die Tereschkowa wurde in der ganzen Welt herumgereicht als Botschafterin des Fortschritts und der Frauenemanzipation. Die sowjetische Vorzeigefrau hat Millionen Frauen in zahlreichen Ländern besonders der Dritten Welt inspiriert, den Weg von Bildung, Ertüchtigung und Selbstbestimmung zu versuchen.

Das sowjetische Raumfahrtprogramm, das in der Anfangsphase von Glück und Können gesegnet war geriet bald nach dem Triumph von Tereschkowa in eine immer tiefere Krise. Hierzu haben wir in unserem Dokumentarfilm „Geheimnisse der Sowjet-Technik“, den wir für das ZDF produziert haben, einige Beispiele gezeigt.

Waleri Bykowski starb 2019 im Alter von 85 Jahren. Valentina Tereschkowa lebt heute in der „Sternenstadt“ in der Nähe von Moskau. Als Duma Abgeordnete ist sie auch im hohen Alter noch politisch aktiv.

Valentina Tereschkowa – erste Frau im All 19632020-10-12T20:00:03+02:00

München, Stunde Null. 30. April 1945

München Stunde Null – Der Einmarsch in die Stadt

Die Uhren an beiden Türmen der Münchner Frauenkirche stehen auf Stunde Null. Die „Stunde Null“ ist die Metapher für den Zustand von Deutschland am 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation der Nazi-Wehrmacht und des Endes des Deutschen Reiches. Amerikanische Kriegsberichterstatter haben den Einmarsch der US Truppen in München gefilmt. Allein etwa 100 Stunden Farbfilmaufnahmen haben amerikanische Kamerateams in den ersten 6 Monaten des Jahres 1945 in Deutschland gedreht. Unter anderem in der Münchner Innenstadt.
Amerikanische Soldaten am 30. April 1945 mit dem Ortsschild Hauptstadt der Bewegung München.
Munich Falls to 7th. Stars and Stripes 1945 05 01

Einmarsch amerikanischer Truppen

Stunde Null in München. Am 30 April erreichen Truppen der Rainbow Division der amerikanischen 7. Armee München. Kameramänner des Signal Corps der US Armee filmen einige Szenen vom Vordringen in die Stadt. Die Einnahme von München durch die 7. amerikanische Armee erfolgt ohne schwere Kämpfe. Auch die Übergabe der Stadt wurde gefilmt.

Die Filmszenen zeigen auch den zum Teil freundlichen Empfang der Amerikanischen Soldaten. Diese Freude wird auch von amerikanischen Offizieren wie Ernest Langendorf bestätigt, der als Erster zum Marienplatz vordrang. Waren es die vielen dienstverpflichteten Fremdarbeiter oder die Münchner Einwohner, die das Ende der Bombennächte mit Erleichterung aufnehmen, die auf den Filmbildern zu sehen sind?

Der amerikanische Presse-Offizier Ernest Langendorf berichtet von der Einnahme Münchens:

„Den Empfang, der uns durch die großen Massen bereitet wurde, die sich schon wenige Minuten nach unserer Ankunft um unseren Jeep versammelt hatten, kann man fast als enthusiastisch bezeichnen (…) Ich habe den Eindruck, dass diese Freude nicht gekünstelt war, denn unser Auftauchen im Herzen der Stadt bedeutete für die Menschen das Ende der Bombennächte, der Alarme und des tatsächlichen Kampfes.“

 

Münchner Bürger jubeln vorbeifahrenden amerikanischen Panzern zu, München 30. April 1945, close

Jubelnde Münchner

Einige Szenen im Filmmaterial zeigen die Stimmung der Schaulustigen an den Straßenrändern. Die Erleichterung über das Ende des Schreckens, das Ernest Langendorf schildert ist tatsächlich zu sehen. Andere Szenen, wie die einer Gruppe am Stachus, die weiße Taschentücher schwenkt, während amerikanische Panzer vorbeirollen, wirkt inszeniert. Jedenfalls sind diese Aufnahmen nach Einnahme der Stadt entstanden. Die Szenen aus der Dachauerstraße zeigen dagegen tatsächlich das Vorrücken der ersten amerikanischen Einheiten noch vor Übergabe der Stadt.

Klaus Mann in München

Als die Aufnahmen im Mai 1945 in München gedreht wurden, hielt sich auch der Sohn von Thomas Mann Klaus in der Stadt auf. Er war am 9. Mai als Kriegsberichterstatter von Italien aus nach München gekommen. Klaus Mann arbeitete für „Stars and Stripes“ die US-Soldatenzeitung.

Klaus Mann berichtet in einem Brief an seinen Vater vom 19. Mai 1945 über seine Eindrücke. Wie bereits in dem Artikel über die Begegnung von Klaus Mann mit Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen am 1. Mai beschrieben, zeigen auch die Farbfilmaufnahmen die das Special Film Project von William Wyler in München gedreht hat die meisten Motive, die Klaus Mann in seinem Brief erwähnt.

Neue Fotos von der zerstörten Stadt München

Die folgende Fotogalerie zeigt viele der Plätze, von denen Klaus Mann berichtet. Die Zerstörung der Münchner Innenstadt war katastrophal. Etwa 90 Prozent aller Gebäude im Stadtzentrum waren zerstört oder hatten schwere Bombenschäden. Etwa 73 Luftangriffe hatten über 6000 Bürgern das Leben gekostet. Stunde Null in München – heute erscheint es kaum vorstellbar, dass nach dieser Zerstörung die Stadt wieder erstehen konnte. Die Fotos von Anfang Mai 1945 wurden aus amerikanischem Archivmaterial digital neu bearbeitet und werden hier zum ersten Mal gezeigt.

Klaus Mann an Thomas Mann, 19. Mai 1945: „(…) I arrived here about a week ago, after a delightful trip over the Brenner Pass and short visits to Innsbruck, Salzburg and Berchtesgaden. (…) I have intended to come in contact with some other friends, but it is practically impossible to locate anybody. The destruction is beyond description. While the suburbs (Bogenhausen, etc) have been only half destroyed, the whole center and Schwabing are absolutely shattered. There is literally not one building left intact – except, curiously, the new block of government offices in the Arcisstrasse, replacing the old Arcissi. But the Brown House too is into pieces, as is everything else – the Hauptbahnhof, the Stachus, the opera House, the Post Office, Zechbauer, Jaffé, the Regina Palast Hotel, the Four Seasons, the Bayerische Hof, the Siegestor, the University, the Residence, the Hofgarten, in short the entire city.”

München, Stunde Null. 30. April 19452020-04-24T14:26:19+02:00

Buchenwald und Belsen – 20. April 1945

Eine amerikanische Wochenschau vom 20. April 1945

Mitte April 1945 hatten amerikanische und britische Truppen die ersten NS-Konzentrationslager erreicht. Was sie vorfanden, überstieg das Vorstellungsvermögen. Die Filmdokumente dieser Tage sind ein wertvolles Archivgut, das uns 75 Jahre danach noch zeigen kann, wie abscheulich diese dunkle Seite des SS-Staates aussah.

Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar

Der Wochenschaufilm von United News beginnt mit dem Besuch von 10 britischen Parlamentsabgeordneten im Konzentrationslager Buchenwald. Hierzu heisst es im Bericht Bericht des 120. Evacuation Hospital vom 10. Juni 1945:

„Am 19. April 1945 besuchte eine Gruppe von zehn britischen Parlamentsmitgliedern das Lager, um die Bedingungen dort aus erster Hand zu sehen. Sie wurden durch das Lager und durch die Krankenstationen geführt und waren sehr beeindruckt von der Arbeit, die von der Einheit geleistet wurde. Während ihrer Inspektion wurden ihnen die Gefangenenbaracken, die Kinderquartiere, das Lagerkrematorium, der berüchtigte ‚Block 61‘ und die SS-Kasernen, die als Krankenstationen benutzt wurden, gezeigt.“

Konzentrationslager Belsen in der Lüneburger Heide

Der zweite Teil des Films zeigt das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 15. April hatten Einheiten des britischen 63. Panzerabwehrregiments das Lager erreicht. Die Besetzung des Lagers war Ergebnis eines Abkommens, das die SS und der Reichsführer Himmler mit den Briten ausgehandelt hatten. Britische Kameraleute filmten die Grauen erregenden Bilder der ausgemergelten Überlebenden und der Leichenberge. Typhus und Ruhr hatten tausende Häftlinge infiziert. Zu sehen ist auch der letzte Kommandant des Lagers SS Josef Kramer. Kramer wurde in München geboren und in Augsburg aufgewachsen. Seit 1932 machte er Karriere in der SS und seit 1934 arbeitete er im Konzentrationslagersystem. Vor Belsen war er bereits Kommandant der Lager Natzweiler-Struthof und Auschwitz. Nach seiner Verurteilung zum Tode im November 1945 beschrieb er sich im Gnadengesuch als reiner Befehlsempfänger.

Im Film sind auch die weiblichen Wachmannschaften des Lagers zu sehen. Unter Ihnen auch Irma Grese, die wie Kramer zum Tode verurteilt wurde.

KZ Außenlager Thekla bei Leipzig

Das Lager Thekla war ein Außenlager von Buchenwald. Hier wurden die hHäftlinge zur Zwangsarbeit in der Erla Maschinenfabrik zur Produktion von Flugzeugteilen eingesetzt. In das Lager waren kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen noch tausende Häftlinge aus dem Lager Groß Rosen gebracht worden. Der Todesmarsch dieser Häftlinge ging noch vor dem Eintreffen der Befreier weiter. Wie der Film zeigt, waren die Baracken der wenigen verbliebenen Häftlinge in Brand gesetzt worden und die Häftlinge in den mit Hochspannung elektrisch geladenen Zaun getrieben worden, wo sie elendlich verkohlten. Dieses Massaker geschah am 18. April 1945.

Selbstmord des Oberbürgermeisters von Leipzig

Am Schluß des Wochenschaufilms ist das Büro des Leipziger Oberbürgermeisters zu sehen, in dem die Familien von Ob Alfred Freyberg und von Stadtkämmerer Kurt Lisso Selbstmord verübt haben.

Buchenwald und Belsen – 20. April 19452020-04-17T17:19:15+02:00

Das Roboter Orchester

Menschen – Maschine. Das Roboter Orchester

Bei Recherchen für unseren Film über die Geschichte der Informationstechnik „Die Macht der Elektronengehirne“ stießen wir auf einen Wochenschaubeitrag von 1958. Der Film zeigt das Roboter Orchester bei seiner ersten Vorführung in Paris. Weitere Recherchen könnten einen kaum bekannten Zusammenhang der Musikgeschichte zu Tage fördern.

Der Sprecher des Universal Newsreel erzählt wenig über die Roboterband, die „von zwei Überlebenden der Nazi Konzentrationslager“ in 5 Jahren gebaut worden sei. Die erste Szene des Films gibt wenigstens den Anhaltspunkt, dass eine Schau der Federation Nationale des A.C.P.G. der Veranstalter ist. Dabei handelt sich um die Vereinigung der „Combattants Prisonniers de Guerre“,die Nationale Föderation der Kombattanten und Kriegsgefangenen, der Veranstalter des merkwürdigen Events war.

Über die A.C.P.G. konnten wir auch die Namen der beiden Konstrukteure der Roboterband herausfinden. Es sind Eduard Diomgar, der Erfinder und Konstrukteur, und Didier Jouas-Poutrel. Ein Musiker und ein Elektroingenieur. Die drei „Bandmitglieder“ waren „Oscar“ am Akkordeon, „Anatole“ an den Drums und „Ernest“ am Saxophon.

Das Roboter Orchester war eine Art elektro-mechanischer und elektro-pneumatischer Spielautomat. Eine optisch-elektrische Steuerung ließ die Roboter musizieren. Eine Reihe verschiedener Stücke waren in dem Automaten programmiert. Die Figuren spielten auf echten Instrumenten. Auf französischen Webseiten und auf YouTube finden sich einige Informationen zum Roboterorchester. Es gibt aus den 1970er einige Langspielplatten mit Stücken des Orchesters. Die Behauptung, die musizierenden Roboter hätten die Band Kraftwerk zu ihrem Album die Roboter inspiriert, müsste geprüft werden. In der Geschichte der elektronischen Musik hat diese Roboterband einen Platz verdient. 2006 waren sie in einer Ausstellung im Museum für Kommunikation in Berlin zu sehen.

Die Mensch-Maschine von Kraftwerk war schon etwas ganz Anderes…. Aber auch nicht aus den 1950er Jahren….

Bilder der Robots-Music von Régine Debatty ©Régine Debatty

Das Roboter Orchester2020-04-17T17:27:42+02:00

KZ Buchenwald 16. April 1945

Konzentrationslager Buchenwald

Das Konzentrationslager Buchenwald wurde am 11. April 1945 von US-Truppen erreicht. Die Filmaufnahmen entstanden 5 Tage später, am 16. April 1945. Die US-Armee hatte eine ausgewählte Gruppe Weimarer Bürger in das KZ gebracht.

Es ist ein sonniger und warmer Frühlingstag. Am 16. April 1945  werden Weimarer Bürger werden in das nur 10 Kilometer entfernte KZ geführt, um ihnen den unmenschlichen Horror des Nazi Regimes vorzuführen. Die Aufnahmen werden von einem amerikanischen Filmteam des „Special Film Project“ von William Wyler gedreht. Die Aufnahmen sind leider nicht in einem besonders guten zustand erhalten. Der spätere amerikanische Präsident General Dwight D. Eisenhower schreibt über den Hintergrund der Aktion:

„Ich bin niemals im Stande gewesen, die Gefühle zu beschreiben, die mich überkamen, als ich zum ersten Mal ein so unbestreitbares Zeugnis für die Unmenschlichkeit der Nazis vor Augen hatte und dafür, dass sie sich über die primitivsten Gebote der Menschlichkeit in skrupelloser Weise hinwegsetzten. […] Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick. […] Sobald ich am Abend in Pattons Hauptquartier zurückgekehrt war, telegraphierte ich nach Washington und London und drang bei den Regierungsstellen darauf, man solle sofort ohne weitere Umstände eine Reihe von Zeitungsredakteuren und Volksvertretern nach Deutschland schicken. Ich hielt es für richtig, der Öffentlichkeit in Amerika und England diese Beweise unverzüglich zugänglich zu machen, und zwar so, dass für zynische Zweifel kein Raum mehr blieb.“

Buchenwald Tisch

Weimar und Buchenwald

Weimar, das heisst für uns Deutsche Goethe, Schiller, deutsche klassische Hochkultur. Dagegen bezeichnet Buchenwald die bestialische Herrschaft des totalitären Nazi-Regimes. Gerade einmal zehn Kilometer liegen zwischen dem Zentrum von Weimar, der Stadt der Dichter und Denker, und dem Konzentrationslager Buchenwald, das 1937 auf dem Ettersberg errichtet wurde. Das KZ Buchenwald gehört zu den größten Lagern im Dritten Reich. Fast 280.000 Menschen aus über 50 Nationen wurden in Buchenwald über die 8 Jahre  seines Bestehens gefangen gehalten. Etwa 21.000 Häftlinge wurden am 11. April 1945 von den US-Truppen befreit.

Es ist nicht plausibel, dass die Bürger der thüringischen Kleinstadt Weimar nichts von der Existenz des Lagers gewußt haben. Ob sie die Zustände ahnen konnten? Kurz vor Ende des Nazi-Regimes mit ziemlicher Sicherheit. Nach Bombenangriffen wurden KZ Häftlinge bei Aufräumarbeiten mitten in der Stadt eingesetzt. Und in den Wochen vor der Befreiung des Lagers waren tausende Häftlinge auf Todesmärsche getrieben worden, um das Lager noch in letzter Minute zu räumen. Das kann der Bevölkerung nicht verborgen geblieben sein.

Buchenwald Femme

Die Reaktionen auf den Horror

Die Filmaufnahmen zeigen das ein Stück weit das Ausmaß des Horrors und die verstörten Reaktionen vor allem der Frauen. Am Krematorium sind aufgeschichtete Leichen zu sehen. Das Entsetzen steht den Betrachtern ins Gesicht geschrieben. Auf dem Appellplatz haben die amerikanischen Soldaten einen Tisch aufgestellt. Darauf sind Objekte aus dem medizinischen Versuchsbereich des Lagers zu sehen. Vor allem Glasgefäße mit konservierten menschlichen Organen darin. Das Töten von Gefangenen bei Menschenversuchen hatte zum Lageralltag gehört. Apathisch und ungläubig bleiben die Gesichter der meisten dieser Menschen, denen ein amerikanischer Offizier den Hintergrund der Entstehung der Schaustücke erklärt.

S. Bleek


Die Filme haben wir auf HD gescannt vorliegen. Die Nutzungsrechte können bei uns erfragt werden.

KZ Buchenwald 16. April 19452020-04-16T17:30:49+02:00

Houston wir haben ein Problem

Houston wir haben ein Problem

Ein Drama, das die Welt erschüttert hat. Die Geschichte von Apollo 13 ist die Geschichte einer fast schon belanglosen Routinemission, die plötzlich in einem schier aussichtslosen Kampf um das Leben von drei Astronauten mündet. Mit dem Funkspruch „Houston, wir haben ein Problem“ begann eine Rettungsaktion, bei der die Menschen über sich herauswuchsen

Ein Routineflug zum Mond

Am 11. April 1970 startete die NASA die dritte Mission zum Mond. Die Startplattform für Apollo 13 war die Plattform Nummer 13. Nachdem gerade einmal 9 Monate zuvor über eine Million Menschen den ersten Start zum Mond von Apollo 11 in Cape Kennedy live miterlebt hatten, waren die 80.000 Weltraumenthusiasten bei diesem Start eine überschaubare Größe. Unter den Ehrengästen immerhin der deutsche Kanzler Willy Brandt, aber für die NASA und ihr Publikum war das größte Abenteuer der Menschheit anscheinend bereits zu einer belanglosen Routineveranstaltung geworden. Alles das soll sich schlagartig ändern – wenige Stunden später, am 13. April.

Apollo 13 wird zum Drama

„Okay, we’ve had a problem“ funkt mit kaum zu übertreffender Coolness der Pilot des Kommandomoduls „Odyssey“ Jack Swigert zur Bodenstation. Kommandant James Lovell bestätigt gleich darauf mit dem legendären Satz: „Houston, we’ve had a problem.“ – „Houston, wir haben ein Problem.“

Die Astronauten Jim Lovell, Fred Haise und Jack Swigert sind bereits über 300.000 Kilometer von der Erde entfernt, als eine Explosion einen der Sauerstofftanks des Apollo Raumschiffs zerreißt. Kein „Problem“, sondern eine heraufziehende oder eher bereits eingetretene Katastrophe. Das Raumschiff rast von der Erde weg, auf einer Flugbahn, die es in eine sichere Umlaufbahn um den Mond bringt. Einmal in der Umlaufbahn wäre das Raumschiff zum Grab für die 3 Männer geworden. Man stelle sich einmal ein Memento für die Ewigkeit vor. Die havarierte Apollo 13 „Odyssey“ umkreist als stählernes Grab von drei Menschen auf immer und ewig unseren Erdtrabanten.

In unserem Film „Das größte Abenteuer der Menschheit“ schildert Ulrich Walter die Situation.

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Das Problem – eine Katastrophe

Das „Problem“ ist in Wirklichkeit eine Katastrophe

Im Moment höchster Gefahr zeigt sich in Houston die großartige Fähigkeit eines Teams von Menschen, das nicht aufgeben darf und will. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen – unter ihnen an erster Stelle Katherine Johnson und Margaret Hamilton – berechnen in wenigen Stunden die Möglichkeit zur Änderung der Flugbahn mit den noch vorhandenen Ressourcen der beiden Raumkapseln. Die Situation erschien völlig ausweglos – wie Ulrich Walter berichtet.

Apollo 13 am Ende?

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Die Treibstoffvorräte der Mondfähre müssten reichen, um das Gespann durch eine vorausberechnete Triebwerkszündung so zu beschleunigen, dass die Flugbahn nach dem Einschwenken in das Mondschwerefeld genau im richtigen Winkel zurück zur Erde führt. Dazu muss das Schiff gedreht werden und vor allem der Bordcomputer umprogrammiert werden, um die Zündung und Brenndauer exakt durchführen zu können.

Neue Flugbahn für Apollo

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Eine Zündung von Hand wäre zu ungenau. Die Informatiker vom MIT und IBM arbeiten fieberhaft eine ganze Nacht an den nötigen Codes. Das neue Flugprogramm muss rechtzeitig per Funk auf den Bordcomputer aufgespielt werden, denn das Manöver konnte nicht von der Bodenstation allein ausgeführt werden, den es muss ohne Funkverbindung durchgeführt werden. Homer Ahr war einer der „Maneuver Control Programmers“ von IBM bei der Mission Apollo 13: „Wir haben gar nicht darüber nachgedacht, ob wir sie zurückbekommen, wir haben einfach alles getan, um sie zurückzubekommen“.

Die erste Zündung glückt nur 5 Stunden nach Eintritt der Katastrohe. Doch noch ist das Schiff zu langsam. Erst durch eine zweite Zündung der Triebwerke wird Apollo 13 so beschleunigt, dass die Sauerstoffreserven an Bord ausreichen.

Aquarius rettet die Crew

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Währenddessen muss das Leben der Astronauten im Raumschiff gerettet werden. Die Systeme der Odyssey werden heruntergefahren, die 3 Männer zwängen sich in die 2 Mann Kapsel der Landefähre Aquarius. Hier wird bald ein weiteres Problem auftreten. Die Mondfähre hat nicht genügend Lithium Hydroxid Luftfilter, die das giftige CO2 aus der Atemluft von drei Menschen absorbieren. Die ausreichend vorhandenen Lithium Hydroxid Kartuschen des Kommandomoduls Odyssey passen jedoch nicht in die Anschlüsse der Mondfähre. Im Kontrollzentrum improvisieren die Wissenschaftler einen CO2 Filter aus den Materialien, die den Astronauten in der Aquarius zur Verfügung stehen: Schläuche, eine Schachtel, eine Socke. Auch das funktioniert.

Das rettende Improvisationstalent

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Der Film zeigt auch, wie die Öffentlichkeit auf der Erde auf das Drama reagiert. Wurde der Start von Apollo 13 eher als Nebensache wahrgenommen, ist das Publikum im Moment der Katastrophe wieder da. Hunderttausende bangen um das Leben der Raumfahrer, beten für den Erfolg der Rettungsaktion. Das hat mit Sensationslust, der Faszination an der Katastrophe zu tun. Die eigentlich wissenschaftlich nüchterne Weltraumfahrt lässt sich über plötzlich in Schicksale übersetzen.

Die Anteilnahme der Öffentlichkeit

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Geholfen hat den Astronauten das Talent der Wissenschaftler und Ingenieure, ihr großes Wissen, ihre Fähigkeit, die Nerven zu behalten, zusammenzuarbeiten und mit improvisierten Lösungen das Rettende zu erreichen. Es ging gerade noch einmal gut. Ein Wunder? Ich glaube nicht. Die großartige Vision Präsident Kennedys, „den Mond zu erreichen, nicht weil es einfach ist, sondern weil es schwierig ist“, hat das NASA Team in einzigartiger Weise inspiriert und zusammengeführt. Kennedy appelliert an die gesamte Nation, dieses Ziel zu erreichen. Im Apollo Projekt arbeiten zeitweise bis zu 400.000 Menschen an der Verwirklichung der „Mission“ ihres Präsidenten, die als sein großes Vermächtnis nach seiner Ermordung bestehen blieb. Hier der zentrale Ausschnitt aus Kennedys Rede am 12. September 1962 in Houston.

Das Vermächtnis von Präsident Kennedy

Redeausschnitt Präsident Kennedy 12.9.1962, Houston Texas

Das größte Abenteuer der Menschheit

Das Apollo Programm war tatsächlich das „größte Abenteuer der Menschheit“ – vergleichbar vielleicht nur mit dem Aufbruch von Christoph Kolumbus 1492. Die Beinahe-Tragödie von Apollo 13 zeigt das gewaltige Risiko, dass die Raumfahrer eingegangen sind. Der letzte Filmausschnitt zeigt nochmals den ungewissen Moment der Landung der Kapsel, als die Funkverbindung mehrere Minuten unterbrochen ist.

Filmausschnitt: „Das größte Abenteuer der Menschheit“

Die Ursache des Unfalls

Die Explosion des Sauerstofftanks von Apollo 13 wurde von der NASA eingehend untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung brachte einen Defekt eines Thermoschalters zu Tage, der vor dem Start am Boden passiert war und unbemerkt blieb. Die NASA hat dazu einen Zusammenfassung gepostet.

Die historische Rolle des Apollo Programms

Manche behaupten heute, das Apollo Programm sei Geldverschwendung gewesen. Dem würde ich widersprechen. Der Vietnam-Krieg hat auf seinem Höhepunkt die USA in einem einzigen Jahr mehr Dollars gekostet, als 10 Jahre Apollo Programm. Ganz zu schweigen von den zigtausenden Opfern des Krieges. Präsident Kennedy hat in seiner Rede in Houston das Apollo Programm als Teil eines friedlichen Wettstreits der Nationen konzipiert. Es war die Antwort auf Chruschtschows Vision einer friedlichen Raumfahrt. Beide verkörpern für mich produktive Visionen für unsere technologische und wissenschaftliche Entwicklung. Die Tatsache, dass besonders nach der Ermordung von Kennedy und der Entmachtung Chruschtschows die destruktiven Kräfte in der Außenpolitik der beiden Supermächte die Oberhand gewonnen haben, hat letztlich die Vision von Apollo im Moment ihres größten Triumphes der erfolgreichen Mondlandung von 1969 entwertet und ihrer Chancen beraubt. Das Sterben in Vietnam ging unbeeindruckt weiter. Die Rettung der Astronauten von Apollo 13 beweist jedoch, dass wir die Hoffnung nie aufgeben dürfen. Das Menetekel eines um den Mond kreisenden Raumschiffs mit drei toten Astronauten gibt es heute eben nicht.

Wir haben für das ZDF die dramatische Geschichte von Apollo 13 in unseren Film „Das größte Abenteuer der Menschheit“ erzählt. Der Film ist in der Mediathek des ZDF zu sehen und wird demnächst auf der Streaming Plattform verfügbar.

Ein historischer NASA Dokumentarfilm

Der Film „Houston, we’ve had a problem“ wurde 1970 für die NASA produziert. Er zeigt vor allem den Missions-Kontrollraum der NASA und die Arbeit der Ingenieure und Wissenschaftler an der Rettung der Raumfahrer. Das restaurierte Archivmaterial kann bei uns bezogen werden.

„Houston we’ve got a problem“ Archivfilm von 1969 – remastered

Houston wir haben ein Problem2020-03-19T12:38:44+01:00

Geschichte und Film

Geschichte im Film

Geschichte filmisch zu erzählen ist eine Herausforderung. Historische Filmaufnahmen eignen sich besonders gut, um die Vergangenheit zu dokumentieren. Doch ihr Gebrauch muss genau überlegt werden, will man keinen „Fake“ produzieren.

„Geschichte schreiben heißt Geschichte zitieren“ schreibt Walter Benjamin im Passagenwerk. In der Filmproduktion über historische Sachverhalte ist die Montage von historischem Bildmaterial ein Vorgang, mit dem die Bildzitate wieder in den historischen Zusammenhang eingeordnet werden. So bringen wir das Vergangene in eine für uns Zuschauer von heute wahrnehmbare Form, die die Konflikte von produktiven und zerstörerischen Momenten, Motivationen und Menschen verdeutlicht. Die Hoffnung dabei ist, Vergangenes besser zu verstehen um über Verständnis zu lernen. Dramatik, Spannung und Unterhaltung tragen die historischen Montagen. Ein Dokumentarfilm ist nicht die Wirklichkeit, sondern eine gefilmte Erzählung mit Wirklichkeitsgehalt.

Albert Einstein und Leo Szillard in einer Filmaufnahme der Time Inc. Ein Beispiel für Reenactment historischer Sachverhalte.

Quelle: National Archives

Das vorstehende Filmmaterial, zu dem kein Ton überliefert ist, zeigt die Physiker Albert Einstein und Leo Szilard auf der Terrasse von Einsteins Haus in Princeton. Ein Sommertag, ein schrulliger Alter mit wachen, funkelnden Augen, dem ein Jüngerer eine Anzahl maschinengeschriebener Briefseiten vorlegt. Szilard erklärt offenbar den Inhalt, der nachdenkliche Einstein nickt von Zeit zu Zeit bedächtig – eine alles in allem harmlose Szene, ein wenig bedeutsamer Schnipsel Filmmaterial.

Ein historischer Wendepunkt

Heute wissen wir, dass dieser Filmschnipsel einen der bedeutenden Wendepunkte in der modernen Geschichte zeigt. Auf diesen Papieren von Szillard, die Einstein unterschreibt, beruht die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Roosevelt, das „Manhattenprojekt“ zu starten und die Atombombe bauen zu lassen. Diese beiden Männer auf der Terrasse Anfang August 1939 haben mit ihren paar getippten Seiten die Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Menschheit wesentlich beeinflusst.

Wüßten wir nicht, wer da zusammensitzt und welches Schreiben da auf dem Tisch geblättert wird, würden wir kaum Notiz von diesen Aufnahmen nehmen. Erst in der Montage in den historischen Zusammenhang gewinnt dieses Filmzitat seine hochdramatische Bedeutung.

Reenactment

Warum aber war eine Kamera dabei? Wo doch niemand wissen konnte, wie bedeutend der Moment auf der Terrasse werden wird?

Es handelt sich hier um einen Fall von Reenactment. Erst nach dem Abwurf der ersten Atombombe wollten Wochenschauredakteure die Story zeigen. Sie sind mit Leo Szilard und dem Durchschlag des Briefs noch einmal zu Einsteins Haus gefahren. Und haben dort die Szene nachgestellt. Insofern dürfen wir die Mienen der Beteiligten und ihre Aktionen nicht näher bewerten. Sie sind nicht authentisch. Gab es also wirklich einen dominanten Leo Szilard, der einen bedächtigen Einstein zur Unterschrift drängt?

Die Wochenschau als Bildquelle

Mit den 1920er Jahren beginnt ein kinohungriges Zeitalter. Der Film wird das zweite große Massenmedium nach der Presse. Die Wochenschau etabliert sich seit 1920 als neues Filmgenre in den Kinos. Um ihre politische Ausrichtung entwicklen sich bald Auseinandersetzungen.

Die Wochenschau war rasch als ein massenwirksames Propagandamedium verstanden worden. Unter „Propaganda“ verstand man allerdings in den 1920er Jahren etwas Anderes als heute. Noch war das Wort eher mit „Verbreitung“ als mit „Verdrehung“ von Tatsachen verknüpft. Aber die hohe „propagandistische“ Bedeutung der Kino-Wochenschauen, die Suggestivkraft des Bildes werden Ende der 1920er Jahre zum Politikum. Die Reichsregierungen Müller und Brüning wollen mit einer Beteiligung an der Münchner Emelka Wochenschau verhindern, dass die UFA, im Besitz des rechtslastigen Hugenbergkonzerns, ein Quasi-Monopol auf Wochenschauinhalte erhält. Von der Presse des Hugenberg-Lagers und im Völkischen Beobachter der NSDAP wird dagegen mit ähnlichen Argumenten polemisiert, mit denen heute die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender angegriffen werden. Die Stabilisierung der angeschlagenen Emelka Gesellschaft scheitert übrigens ebenso wie die Rettung der Republik.

Entdeckung der Propaganda

Wochenschauberichte sind also offenbar nicht politisch neutral, dürfen nicht als „objektive“ historische Quelle verstanden werden. „Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll.“ – behauptet Hitler in „Mein Kampf“. In der Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten wird Goebbels Propagandaminister. Goebbels braucht die Bedeutung der Hoheit über die wöchentlichen Filmberichte nicht erst verstehen lernen. Das Kino ist das große Massenmedium dieser Zeit. Seit 1934 werden die Wochenschauen von einem Zensor des Propagandaministeriums abgenommen, seit 1935 werden die Wochenschaubilder und Pressetexte über das Deutsche Nachrichtenbüro bzw. Film-Nachrichtenbüro verteilt, unterstellt dem Propagandaministerium. Über 2000 Mitarbeiter arbeiten in der Goebbels-Behörde.

Goebbels ist ein großer Bewunderer der expressionistischen Filmsprache und besonders von Sergej Eisenstein. 1928 schaut er sich Sergej Eisensteins „Oktober“ an. „Das ist also Revolution. Man kann von den Bolschewisten vor allem im Anfachen, in der Propaganda viel lernen.“ – notiert er in seinem Tagebuch. In den folgenden Jahren leitet er die Propagandakampagne der NSDAP mit modernsten Mitteln der Massenbeeinflussung. Dazu gehören Fotos und Filmmaterial, die affektive Wirkung entfalten. Die Bilder sollen bei der Wahrnehmung durch ihren Adressaten eine besonders ausgeprägte „überwältigende“ und emotional erregende Wirkung entfalten.

Das Filmmaterial der Nazizeit, überliefert sind in der Regel nur die geschnittenen Beiträge, ist also von subtilen bis hin zu offenen propagandistischen Absichten durchzogen. Goebbels verdeutlicht im April 1933 seine Absichten: „Das muß nun die Phantasie machen, — die Phantasie, die sich nun auf diesem Boden (einer nationalistischen Kunst und Kultur) bewegt und nun all die Mittel und Methoden in Anspruch nimmt, um die neue Gesinnung modern und aktuell und interessant und ansprechend den breiten Massen zu Gehör zu bringen: interessant, lehrreich, aber nicht belehrend.“

Propagandaeffekte

Leni Rieffenstahl als fähige NS-Propagandistin: Schnitt und Gegenschnitt dramatisieren den Enthusiasmus der fanatisierten Menge bei der Ankunft des Flugzeugs von Adolf Hitler in Nürnberg.

Quelle: National Archives/Bundesarchiv

Eine der erfolgreichsten Regisseur*innen der Goebbels-Propaganda wird Leni Riefenstahl. In ihrem Film „Triumph des Willens“ bedient sie sich im ersten Filmteil eines für damalige Zeiten gigantischen Aufwands an Kameras und technischen Hilfsmitteln, um die Inszenierung Hitlers als Erlöserfigur glaubwürdig zu machen. Goebbels bemerkt: „Die Hauptsache ist heute bei unserer Propaganda, dass sie menschen- und lebensnah bleibt. Je weniger wir uns in Doktrinarismus verstricken, desto besser ist es für unsere Sache.“

Leni Rieffenstahl präsentiert Joseph Goebbels als jovialen lächelnden Regisseur des Nazi-Parteitags in Nürnberg.

Quelle: National Archives

Die propagandistischen Absichten zeigen sich auch bei Wochenschaufilmen bereits bei der Kameraführung, die zum Beispiel während des Krieges deutsche Soldaten häufig in Untersicht zeigt und dadurch überhöht werden und „unbezwingbar“ erscheinen sollen, wohingegen ihre Gegner von erhöhter Position gedreht und dadurch optisch verkleinert und geschwächt werden. In deutschen Kriegsfilmen wie „Feldzug in Polen“ fahren deutsche Panzer gerne in Großaufnahme von links unten nach rechts durch das Bild. Ihre Bewegung folgt der aufsteigenden Diagonale – die in der christlichen Kunst für Hoffnung steht. Dazwischen geschnittene Close Ups kantiger Gesichter werden genutzt um Entschlossenheit und Unbezwingbarkeit anzuzeigen. Der Filmschnitt folgt also den gleichen Maximen, wie der Kameramann. Verstärkt wird das Ganze durch entsprechend mobilisierende Musik und durch den schneidenden Ton der Stimme des männlichen Kommentators. Von der Wortwahl ganz zu schweigen.

Die Wehrmacht am Arc de Triomphe. Symbolische Überhöhung des triumphierenden deutschen Soldaten.

Quelle: National Archives

Hoffnung, Dynamik, Unbezwingbarkeit. Bei der Nutzung von überlieferten Filmmaterial müssen diese Wirkungen bedacht werden. Der suggestive Filmschnitt der Wochenschauen kann gebrochen werden, wenn die Szenen auseinandergenommen und komplett neu montiert werden. Die Kameraführung und natürlich die Auswahl der Bilder können allerdings nicht nachträglich verändert werden. Der Kommentartext verstärkt noch die propagandistische Wirkung. Nutzen wir heute solche Materialien, um historische Zusammenhänge zu dokumentieren, sollte der Bearbeiter der Filme wissen, was er tut. Dies gilt im übrigen auch für Materialien anderer Wochenschauen. Propaganda ist sehr oft dabei, Fake News sind ebenfalls schon seit langem im Repertoire, wo immer wir hinschauen.

Ein Beispiel aus der Zeit des Kalten Krieges ist das Universal Newsreel von 1964, das den Tonkin Zwischenfall zeigt. Der Tonkin Zwischenfall dient dazu, das amerikanische militärische Eingreifen im Vietnamkonflikt massiv auszuweiten. Der Tonkin Zwischenfall hat nie stattgefunden. Die Wochenschau unterschneidet einen zerknirschten Präsidenten Johnson mit Bildern von Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und den leidenden Zivilisten, denen geholfen werden soll. Keines dieser Bilder zeigt einen tatsächlichen historischen Zusammenhang. Die Schiffe fahren vor der Küste Vietnams, wo sie nicht attackiert wurden. Präsident Johnson wird mit vietnamesischen Verwundeten unterschnitten. Das weinende Kind appelliert an die Gefühle des amerikanischen Kinogängers.

Die Nutzung von Filmen aus unterschiedlichen Quellen, die zum gleichen Thema gedreht wurden, hilft, sich den wahren Sachverhalten zumindest ungefähr zu nähern. Alles Weitere kann nur durch Heranziehen zum Beispiel schriftlicher Zeugnisse oder anderer Quellen ermittelt werden. Solides historisches Wissen ist für unsere Arbeit unabdingbar.

Universal Newsreel von 1964. Der Tonkin Zwischenfall. Ausschnitte ohne Ton.

Quelle: National Archives

Geschichte und Film2020-03-03T18:09:36+01:00
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