Filme von Frau Hitler
Die Filme von „Frau Hitler“, von Eva Braun, gehören zu den wenigen Zeugnissen der Alltags von Adolf Hitler und den Mächtigen des Dritten Reichs. Die Filme wurden in den Jahren nach 1936 gedreht. Sie zeigen vor allem Szenen auf der Terrasse des Berghofs am Obersalzberg in Berchtesgaden, aber auch ihre Ausflüge in Oberbayern oder Reisen nach Skandinavien oder Italien. Die Entourage Hitlers am Berghof ist in vielen Szenen eingefangen. Sie präsentieren das harmlose Gesicht und Gehabe einer Gesellschaft von mörderischen Anhängern des Führers des Dritten Reichs. Beispiel ist etwa der smarte junge Mann Dr. Karl Brandt, Hitlers Bereitschaftsarzt. Seit 1939 wird er verantwortlich für zehntausende Euthanasie-Morde. 1945 wird der Berghof bombardiert, ein weiterer Film vom Mai 1945 zeigt das Trümmerfeld des Geländes am Obersalzberg.
Gerade hat das „Photohaus Hoffmann“ in der Münchner Amalienstraße 25 neue, größere Geschäftsräume bezogen. An einem Freitagabend Anfang Oktober 1929 kommt ein Mann, er ist Anfang vierzig und mit einem Meter 75 eher durchschnittlich groß, die paar Schritte von seinem Büro in der Schellingstraße herüber, um seinen Freund und Parteigenossen Hoffmann im neuen Geschäft zu besuchen. Er betritt den Laden und Hoffmann bittet ihn ins Nebenzimmer. Wie so häufig, ist der Besucher nervös und unruhig. Hoffman glaubt, ein Imbiss werde ihm gut tun. Deswegen ruft er sein neues Lehrmädchen, sie möge bei einem nahegelegenen Gastwirt doch Bier und Leberkäs besorgen.
Leberkäs und Bier für den „Wolf“
Als die junge Praktikantin mit Krügen und Fleischkäse zurückkommt, stehen die Männer am Leuchttisch über neue Fotografien gebeugt. Hoffman holt Teller und Besteck und bittet die Praktikantin, sich zu ihnen zu setzen.
Eva Braun ist gerade 17, hat die Handelsschule in München abgeschlossen und eine Woche zuvor die Lehre begonnen. Der besondere Gast wird „Herr Wolf“ genannt. Wie Hoffmann bemerkt, hat er weniger Augen für seine Mahlzeit als für das Mädchen, dass er ständig anstarrt. Da es schon spät ist, will Eva nach Hause. Der Besucher bietet ihr an, sie in seinem Cabriolet nach Hause zu fahren, was sie aber ablehnt.
Am darauffolgenden Morgen fragt ihr Chef Hoffmann, ob sie den Herrn Wolf denn nicht erkannt habe? „Guck dich doch mal um, er ist doch der Adolf Hitler, der hier auf so vielen Fotos von uns hängt“. So etwa – rekonstruiert aus Erzählungen der Familie Braun – beginnt eine Geschichte, die zu den bestgehüteten Geheimnissen des Dritten Reichs gehören wird. Und die zu den Filmen von „Frau Hitler“ führt.
Ein Schicksalsmonat
Der Oktober 1929 ist ein historisch bedeutender Monat. Denn Hitler und seine NSDAP waren in Deutschland noch eine kleine Splitterpartei. Gerade einmal 2,8 Prozent der Wähler hatten im Jahr zuvor bei den Reichstagswahlen für die Partei gestimmt. Doch Hitlers Partei hat bereits reiche Finanziers. Und einige Tage nach der ersten abendlichen Begegnung zwischen Adolf Hitler und Eva Braun crasht in New York die Börse. Der Zusammenbruch der Weltwirtschaft wird für den Populisten Hitler zur Chance, gleichsam über Nacht ein bedeutender politischer Machtfaktor im Land zu werden.
Denn er bekommt jetzt Zugang zur Massenpresse des Hugenberg Zeitungskonzerns und kann landauf landab seine Botschaft trommeln: Ich, der Führer, mache Deutschland wieder groß. Der Mummenschanz mit Parteiuniformen gaukelt den Menschen Seriosität, Sicherheit und Strategie vor. Die Partei ein Männerbund, Arm einer militärischen Organisation, in den Köpfen zusammengehalten in den Erzählungen der Frontkämpfer des Weltkriegs. „Mein Kampf“ – mit Erfolg. 1930 erreicht die NSDAP 18 Prozent der Stimmen. Heute würden wir das den Erfolg eines Populisten nennen.
Für das schlichte Gemüt Hitlers, der selber an seine Erlöserrolle mit religiöser Inbrunst glaubt, mag sich dieser Erfolg mit dem Eintritt der blonden Madonnengestalt der Eva Braun in sein Leben verbunden haben.
Berchtesgaden
Einige Jahre zuvor, 1923, war Adolf Hitler zum ersten Mal nach Berchtesgaden gekommen, um seinen Parteigenossen Dietrich Eckart zu treffen. Eckart war der Herausgeber der Parteizeitung „Völkischer Beobachter“. Nach seiner Verurteilung und Haft in Landsberg zog es Hitler gleich nach seiner Entlassung zurück in die Berge. 1926 schreibt er dort am Band 2 von „Mein Kampf“. Bereits hier zeigt sich seine Vorliebe für junge Frauen. Mizzi, die 16jährige Maria Reiter, erliegt im Herbst 1926 dem „stechenden Blick“ des Parteiführers, der 21 Jahre älter ist. Halb Kind, halb Frau, eine einfach zu beherrschende Gespielin, eine unbefleckte Madonna, danach ist dem „Wolf“. Bis 1931 dauert die ungleiche Liaison, bei der das Mädchen nach eigenem Bekunden „alles mit (sich) geschehen ließ“. Allerdings, ob tatsächlich „alles“ geschah, ob Adolf Hitler die Minderjährige verführt hat, ist nicht mehr aufzuklären.
1928 kann Hitler ein Ferienhaus am Obersalzberg dauerhaft mieten, das Haus Wachenfeld. Und wieder kommt eine junge Frau ins Spiel. Seine Nichte Geli Raubal, deren Vormund er ist, verstrickt sich in eine tragische Liebesbeziehung zu ihrem Onkel. Sie endet 1931 im Selbstmord.
Eva Braun filmt ihren Geliebten Adolf Hitler…
Zu Geld und Macht gekommen, kann Hitler das Haus Wachenfeld 1933 erwerben. Jetzt wird das idyllische Ferienhaus nach Hitlers Vorgaben mit großem Aufwand zu einer herrschaftlichen Sommerresidenz umgestaltet. Der Obersalzberg wird Sperrgebiet. Das Führer-Versailles des Diktators in den Bergen.
Zu einem Lustschloss gehört ein Hofstaat. Auf dem Berghof ist Eva Braun gleich mit von der Partie. Zwischen dem „Wolf“, Adolf Hitler, und der 33 Jahre Jüngeren entwickelt sich seit der ersten Begegnung im Oktober 1929 eine Beziehung. Nach dem Tod von Geli Raubal wird Eva Braun Hitlers neue Muse und Geliebte. Schlicht und nett, findet Albert Speer. Ein einfaches Münchner Mädchen. Sie 19, er mittlerweile 42. Auch Eva Braun unternimmt zwei Selbstmordversuche. Denn öffentlich macht der Parteiführer die Beziehung nicht. An Heirat ist nicht zu denken. Aber er läßt sich seine Beziehung etwas kosten, kauft Eva Braun ein Haus, verschafft ihr ein fürstliches Einkommen. Hält sie im goldenen Käfig „Berghof“.
… in Farbe
Heinrich Hoffmann, der Hausfotograf Hitlers, hat Mitte der 1930er Jahre als einer der ersten Zugang zu den neuen, von AGFA 1936 entwickelten Agfacolor Farbfilmen. Eva Braun kann mit diesem Filmmaterial die Szenerie am Obersalzberg festhalten. Die Filme von Frau Hitler, die im Dritten Reich streng geheim gehalten wurden, lassen einen ungewöhnlich nahen Blick auf Hitler zu. Die Filme wurden 1945 von amerikanischen Soldaten in Eva Brauns Villa in der Wasserburgerstraße 12 (heute Delpstraße) in Münchens vornehmem Stadtteil Bogenhausen und in Österreich gefunden und beschlagnahmt.
Unser Zusammenschnitt zeigt im ersten Teil Hitler in weißer NSDAP Parteiuniform im Gespräch mit seinem Adjutanten SA-Gruppenführer Wilhelm Brückner in brauner Uniformjacke. Zu sehen ist auch Albert Forster, damals wichtiger Funktionär der Deutschen Arbeitsfront, mit dem Rücken zur Kamera. Hitler hatte damals vier Adjutanten, die auf anderen Teilen der Filme zu sehen sind. Hinzu kamen noch drei militärische Adjutanten. Eine Sequenz zeigt Hitler in brauner Uniform, einen Ausflug mit dem Cabrio und eine holprig geschauspielerte Szene am Treppenaufgang zum Berghof-Gebäude. Immerhin goutiert der stets reizbare Diktator die Filmleidenschaft seiner Freundin und spielt seine Rolle als Herrscher im Film brav zu Ende. Häufig zum Vergnügen der Beteiligten, die per Zufall ins Bild kommen. Es heißt, am Berghof habe Hitler sich wie im Familienkreis gefühlt. Private Aufnahmen sehen allerdings anders aus. Ungezwungenheit ist nicht zu sehen. Hitler versucht wie ein schlechter Schauspieler den Nimbus des von der Vorsehung unfehlbar geleiteten Führers vorzuspielen.
Wichtige Protagonisten
Hitler tätschelt die Kinder seines Architekten und späteren Rüstungsministers Speer, Albert (junior) und Hilde. Wir sehen einen smarten Albert Speer auf der Brüstung der Terrasse des Berghofs. Speer hat übrigens den Bau, der laut Goebbels Hitlers Lieblingsort und sein wirkliches Zuhause war, als Werk eines Dilettanten verspottet. Gemeint war Hitler selbst, der dort seine Architekturvorstellungen verwirklichen ließ. Das Ehepaar Speer wird dennoch Stammgast am Obersalzberg und gehört zum engsten Kreis um den Diktator. Dort waren die Macht und das Geld. Und Macht ist ein betörendes Gewächs. Auf den Filmaufnahmen läßt Albert Speer seine Arroganz allerdings sichtbar werden. Auch Johanna Morell, Frau von Hitlers Arzt, ist zu sehen. Und Aussenminister Joachim von Ribbentrop. Eine Aufnahme aus dem Sommer 1938. Dann nochmals Speer und Gerhard Engel, der Verbindungsmann zum Generalstab des Heeres war.
Die bunte Filmschau…
Hitler versuchte, seine Beziehung mit Eva Braun vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Eva Braun durfte in Berlin an keinem offiziellen Empfang teilnehmen. Wenn Besuch kam, wurde sie, die Mätresse, auch auf dem Berghof im Nebenzimmer versteckt. Zwei Selbstmordversuche unternahm Eva Braun, um diesem schwer erträglichen Doppelleben zu entrinnen. Den ersten 1932, noch bevor Hitler an die Macht gekommen war, den zweiten 1935. Ein Aufschrei aus tiefster Verzweiflung. Denn Hitler muss seine Liebe zu Eva Braun als Makel und Schwäche empfunden haben. Überliefert ist, dass er sie im Kreis der Getreuen vom Berghof verächtlich behandelt hat.
… zur Ablenkung?
Doch sie scheint in der großartigen bayerischen Bergwelt rund um den Obersalzberg und bei sommerlichen Ausflügen an die bayerischen Seen Freude und Lebensglück gefunden zu haben. Denn Hitler ermöglicht ihr ein luxuriöses Leben im Müßiggang. Ihre privaten Filmaufnahmen hat sie als „Bunte Filmschau“ zusammengeschnitten. Ein Filmausschnitt zeigt einen Badeausflug mit der Familie Braun, den Eltern Franziska und Friedrich und Ilse, der jüngeren Schwester Evas und Sekretärin bei Albert Speer, der Schauspielerin Else von Möllendorff, Annie Rehborn-Brandt und Karl Brandt, Sofie Stork und ihrer Clique im Sportbad Fleischmann, Steinebach am Wörthsee. Der Filmtitel „Die bunte Filmschau“ wurde von Sofie Stork gezeichnet.
Dr. med. Karl Brandt ist auf vielen Aufnahmen zu sehen. Er gehört zur Stammbesatzung des Berghofs. Seit 1934 war er als Chirurg ein ständiger Begleiter Hitlers, der „Begleitarzt“. Falls Hitler in einen Unfall verwickelt worden wäre, sollte er sofort helfen. Der junge, schlanke, hochgewachsene Mann ist SS-Gruppenführer und Arzt an der Berliner Chirurgischen Universitätsklinik. 1939 wird Brandt von Hitler persönlich mit der Leitung des Euthanasieprogramms beauftragt.
Ein tausendfacher Mörder
Brandt war für die Ermordung tausender geistig behinderter Menschen verantwortlich. Die Idee, den Wert eines menschlichen Lebens „nach menschlichem Ermessen“ zu definieren, ist keine Erfindung der Nationalsozialisten. Die Eugenik war seit Ende des 19. Jahrhunderts eine international anerkannte Forschungsdisziplin. Francis Galton, der Vetter von Charles Darwin, hatte diese wissenschaftliche Lehre begründet. Hochwertige Erbanlagen sollten gefördert, minderwertige ausgeschlossen werden. Von hier ausgehend wurde auch die Euthanasie, die entweder Sterbehilfe oder absichtliche Tötung heissen kann, wissenschaftlich legitimiert. Karl Brandt versucht sich später darauf herauszureden, dass die Verantwortung für eine Tötung beim jeweils behandelnden Arzt gelegen habe.
Ein freundlich blickender intelligenter junger Mann
Wie kann der wissenschaftliche Diskurs in der Gesellschaft in diese grauenvolle Richtung abgleiten? Es gab in der Ärzteschaft der NS-Zeit kaum Diskussionen über die Zulässigkeit der Tötungsprogramme. Was hieß unter den Bedingungen der NS-Gesellschaft, die „Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern“ dass „nach menschlichem Ermessen“ „bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes“ der „Gnadentod gewährt“ werden kann? Weit über 100.000 Menschen sind am Ende dieser Anweisung zum Opfer gefallen, wie Braun bei seiner Vernehmung selber bestätigt. Wissenschaftliche Argumente dienen der Zerstörung der Menschlichkeit. Braun wird deswegen zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet.
Auch heute können wir in der Diskussion der Sterbehilfe nur dann richtig handeln, wenn wir uns der Beeinflussung unseres Urteilsvermögens durch die Umstände unserer Mitwelt bewusst sind. Aber Wissenschaft ist nicht wertfrei, nicht „wahr“, sondern immer ein Kind ihrer Zeit. Insofern eine trügerische Grundlage, besonders wenn es um die Entscheidung über Leben und Tod geht.
Die Frauen vom Berghof
Der Berghof wurde seit 1935 Hitlers beliebtester und wichtigster Aufenthaltsort. Auf Eva Brauns Filmen ist eine Reihe von Frauen verewigt, die zum Hofstaat gehörten. Die NSDAP entsprang den soldatischen Männerbünden aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Propaganda der NSDAP sah die Rolle der Frau als Gehilfin und Mitkämpferin des Mannes. Hitler verstand es immer wieder, Frauen in seinen Bann zu ziehen. Bekannt sind die ekstatischen Szenen bei NSDAP Großveranstaltungen, bei denen führerbegeisterte Frauen der Ohnmacht nahe sind.
Pünktchen am Berg
Eva Braun hat eine Filmsequenz „Pünktchen am Berg“ betitelt. „Pünktchen“ ist die Münchner Schauspielerin Else von Möllendorff. Sie war eine enge Freundin von Eva. Zu sehen sind auch Gerda Bormann, Herta Schneider und Evas Brauns Schwester Gretl. Lässiges Posieren der Protegés eines Mächtigen, der sich gerade anschickt, nach der Weltherrschaft zu greifen. Der bereits zu dieser Zeit bedenkenlos zehntausende jüdische Familien erniedrigen und zerstören lässt, der vor keiner Gewalttat zurückschreckt, den großen Krieg plant, der Millionen Opfer kosten wird und Deutschland sowie Europa zerstört. Pünktchen am Berg – insoweit bei aller Harmlosigkeit im Detail ein bestürzendes Dokument der naiven Normalität.
Fit für den Führer
Einige der sommerlichen Filmaufnahmen von den oberbayerischen Seen zeigen Eva Braun bei Fitnessübungen. Also kann man annehmen, dass sie Hitler mit diesen Aufnahmen beeindrucken wollte. Wie immer die Beziehung zwischen den beiden aussah, Körperkult und Sex spielen für Hitlers Muse eine große Rolle.
Die First Lady? Offizielle Besucher
Die Rolle der „First Lady“ des Dritten Reichs spielt seit 1931 Magda Quandt, die später Josef Goebbels heiratet. In Berlin zeigte sich Hitler auf offiziellen Empfängen an ihrer Seite, sehr zum Missvergnügen seines Propagandachefs. Goebbels bemerkt über Hitler, er habe bei Frauen kein Glück, weil er ihnen zu weich sei. Jedoch gehört zum Mythos Hitler seine Rolle als alleinstehender, im Prinzip für alle Frauen erreichbarer Hohepriester. „Wenn das der Führer wüßte“ lautete ein Topos im Volk, mit dem die Untaten, die Korruption und das Versagen der NS Funktionäre zwar bemerkt, Hitler und sein totalitäres System aber entschuldigt wurden. Deswegen wurden zig-Tausende Eingaben, Beschwerden und Bittschriften aus der Bevölkerung an den Führer geschickt, im naiven Glauben an den gerechten Führer und Messias.
Nur auf dem abgesperrten Gelände des Berghofs konnte Hitler eine private Rolle spielen. Die Lage über dem Berchtesgadener Tal entsprach seinem Selbstbild als weitsichtiger Visionär und Künstler. Der Berghof wurde mit den ausgedehnten Aufenthalten von Hitler zu einer Art Regierungssitz. Für die Reichskanzlei unter Hans Heinrich Lammers wurde eigens eine Aussenstelle in Bischofswiesen errichtet. Der Berghof war mit Telefon und Fernschreiber rund um die Uhr erreichbar. Die Sekretärinnen und Adjutanten arbeiteten im Gebäude. Dennoch liebte Hitler es, sich hier unerreichbar zu machen. Andererseits gingen Parteigrößen ein und aus und offizielle Staatsbesuche gab es auch am Berghof.
Ein offenes Geheimnis?
Die Rolle von Eva Braun konnte nicht verborgen bleiben. Offiziell wurde Eva Braun als Hitlers Sekretärin geführt. Und vielleicht gab sie sich als Angestellte der Firma Heinrich Hoffmann und Fotografin aus, wenn sie Filmaufnahmen der Besucher machte? Die Aufnahmen zeigen bei sorgfältiger Durchsicht jedoch, dass niemandem im Führungszirkel des Dritten Reichs die Rolle von Eva Braun verborgen geblieben war.
Mussolinis Aussenminister Graf Galeazzo Ciano kokettiert auf einem Foto mit ihr. Und Josef Goebbels grüßt jovial in die Kamera, auch Himmler scherzt entspannt. Dem mächtigen NSDAP Schatzmeister Franz Xaver Schwarz wirft sich Eva kokett an die Brust. Er oder Martin Bormann steckten ihr Kuverts mit Bargeld zu. Hermann Esser, Parteibuch Nummer 2 der NSDAP, führt sie feixend am Arm.
Nach dem Ende des Naziregimes wird Esser versuchen, mit einem Manuskript „Frauen um Hitler“ Kasse zu machen. Schon 1938 wurde in einer tschechischen Zeitschrift auf Eva Braun hingewiesen. Jedoch hat der amerikanische Reuters Korrespondent in München, Ernest Pope, der einige Kenntnisse des Nachtlebens der Münchner NS Prominenz in den Jahren vor 1940 ausbreitet, zu Eva Braun nur wenig berichten können. Die deutsche Öffentlichkeit erfuhr von diesen Vermutungen allerdings nichts. Weil, so Josef Goebbels , der Führer „sich voll und ganz der Nation widmet und kein Privatleben hat …“. Aber die Neugier der Deutschen war risengroß, Tausende defilierten in den Sommerwochen am Zaun des Berghofs.
Das Ende
Am 28. April 1945 diktierte Hitler seiner Sekretärin Traudl Junge: „Da ich in den Jahren des Kampfes glaubte, es nicht verantworten zu können, eine Ehe zu gründen, habe ich mich nunmehr vor Beendigung dieser irdischen Laufbahn entschlossen, jenes Mädchen zur Frau zu nehmen, das nach langen Jahren treuer Freundschaft aus freiem Willen in die schon fast belagerte Stadt hereinkam, um ihr Schicksal mit dem meinen zu teilen.“ Eva Braun wird für 24 Stunden zu Hitlers Ehefrau. Dann enden beide durch Selbstmord. Zeitgleich am 25. April wird der Berghof von britischen Bombern in Schutt und Asche gelegt. Amerikanische Soldaten filmen Anfang Mai 1945 die gespenstische Szenerie.
Beitrag: Stephan Bleek. Lizenzierungsanfragen für Texte, Film- und Fotomaterial bitte an zb Media.
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